Samstag, 12. Februar 2011

Wem nutzt die Quotendiskussion?

In den letzten Wochen konnte man in den Zeitungen und in der Bloggerwelt jeden Tag neue Statements zur Frauenquote im Topmanagement finden. Bei nessy findet man ein sehr persönliches Statement, warum sie beim Spiel um die Macht nicht mitmachen will. Bei der Kaltmamsell findet sich ein applauswürdiger Artikel pro Quote. Ums kurz zu machen, ich hab munter mitdiskutiert und wäre für die Quote. Weil sie alte Machtstrukturen aushebeln könnte. Weil Entscheidungen von da oben viel Einfluss haben und ... aber lassen wir das...

Es gibt ein paar Metafragen, die bei dieser Diskussion übersehen werden. Gleichstellungsfragen sind nicht neu, also warum jetzt diese politische Diskussion? Und wer diskutiert da eigentlich auf politischer Ebene? Es waren ausschließlich CDU-Frauen, die die Diskussion lostraten und sich die Bälle zuwarfen. Da ist Frau von der Leyen, durchsetzungsstarke Ex-Familien jetzt Arbeitsministerin, die wohl mehr politisches Backroundwissen hat als der Rest der Regierung, das gab’s im Elternhaus in großzügigen täglichen Dosen. Da ist die immer noch profillose, betont-nicht-feministische jetzige Familienministerin. Da ist die Kanzlerin, die als sie die CDU-Spitzte übernahm, zweifach Quotenmensch war Ossi und Frau. Das Image der Partei war dank Spendenaffäre so ruiniert, dass eine Frau an der Spitze es richten sollte. Verrechnet hatten sich die Gegner von Kohls Mädchen bei der Durchsetzungskraft und den Führungswillen der amtierenden Kanzlerin.
Die Familien-Schrägstrich-Frauenministerin ist gegen die Quote, denn so sagte sie, letztes Jahr gegenüber dem Spiegel, dass würde vor allem Frauen ohne Kinder fördern. Randbemerkung: Sind nur Frauen, die die serienmäßig mitgelieferte Gebärmutter benutzen, förderungswürdig? Ihre Vorgängerin ist dafür und die Kanzlerin dagegen, mit ihr nicht. Große Wellen, großes Medieninteresse. Reaktion der anderen Parteien? Erst einmal Fehlanzeige, auf Bundesebene sprang keiner an. Wäre auch nicht klug, alle Positionen sind bereits von der CDU besetzt.

Was mich zu der nächsten Frage bringt: Wem nützt diese Diskussion? Wir sind in einem Superwahljahr, sieben Landtagswahlen und die CDU/FDP Regierung hat wenig positive Erfolge vorzuweisen und sich das ein oder andere Mal gar zu arg blamiert. Grob übern Zaun gebrochen sind 50 % der Wahlberechtigten Frauen, ein Großteil davon für Gleichberechtigung und wie die Diskussionen zeigen sehr unentschieden, ob jetzt Quote oder nicht oder doch lieber freiwillige Verpflichtung der Wirtschaft, letzteres klingt so schön kuschlig. Egal welche Position, die CDU deckt sie ab.

Schaut man sich die ganzen Diskussionen unter diesem Aspekt an, drängt sich mir als geübtem Schachspieler eine weitere Frage auf: Wovon soll mich das eigentlich ablenken? Und schaut man genau hin, ist nicht schwer zu finden wovon: Die Hartz VI Verhandlungen sind gerade gegen die Wand gefahren worden. Die Frist, die das Bundesverfassungsgericht der Regierung vor einem Jahr (!) gesetzt hatte, wird wohl nicht eingehalten werden. Zur Erinnerung: Die Sätze wurden als menschenunwürdig abgeurteilt und eine Überarbeitung gefordert. Die Zuständigkeit fällt ins Ressort der Arbeitsministerin. Regierung und Opposition stritten sich peinlichst über fünf Euro mehr im Monat, über Kinderförderung und anderes. Vorsorglich hat man schon mal das Elterngeld für Hartz IV Empfänger gestrichen. Die Familienministerin hat sonst nicht viel von sich Reden gemacht. Kindergeld, auch die letzte Erhöhung, wird mit dem Satz verrechnet, dass Plus ist lächerlich. Da ist die Diskussion über das andere Ende der Gesellschaft doch eine gute Verschleierungsstrategie, hat jeder was zu sagen, die Emotionen kochen hoch, es geht um Macht und Geld. Die Armut in Deutschland wird dabei gern übersehen.

1 Kommentar:

  1. Das mit der Ablenkung von Hartz IV funktioniert aber nur sehr bedingt. Dafür hat Mme. M. zu schnell die Diskussion beendet. Hartz IV war vielleicht 2, 3 Tage nicht die Hauptschlagzeile, aber als Thema immer da, zumindest was meine Wahrnehmung angeht.

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