Freitag, 13. Mai 2011

Apostelpferde

"In meiner Jugend hat man Apostelpferde zu den Beinen gesagt", erzählt mir Fredde. Er ist weit über 80 und wir haben uns beim Spazierengehen im Kongens Have kennengelernt. Besser gesagt, erst hat er meinen kleinen Sohn kennengelernt, dann mich. Wir plauderten ein bisschen in Englisch über die Dänen im allgemeinen, seine Tochter in England und den bedeutungsschweren Namen meines Kleinkindes. Und als er merkt, dass ich Deutsche bin, wechselten er von seinem charmanten Englisch in ein fließendes Deutsch. Jeden Tag geht Fredde spazieren, mindestens eine Stunde, manchmal zwei, das hält ihn fit. Jeden Morgen redet er mit seinen Apostelpferden, die ihn bitten, sie doch heute wieder auszuführen, denn sie wollen ihn so gerne noch ein paar Jahre tragen, aber dafür muss er was tun. Fredde ist erst mit über 60 nach Kopenhagen gezogen, weil seine Frau es sich so gewünscht hat. Seine Frau ist mittlerweile verstorben und Fredde geht alleine spazieren. Vor Ostern hat er zehn Tage seine Tochter in England besucht, aber Gründonnerstag war er wieder zurück. "Ich kann die Frau zu den Feiertagen ja nicht alleine lassen auf dem Friedhof ", sagt er. Er sagt, er werde nach mir und dem kleinen König schauen, wenn er spazieren geht, aber leider vergesse er Gesichter manchmal, das Alter ... Ich verspreche ihm, ihn anzusprechen, wenn wir uns mal wieder über den Weg laufen.

Ich werde die Augen offen halten und das Wort Apostelpferde in meinen Wortschatz aufnehmen.

1 Kommentar:

  1. das ist eine schöne (lebens)geschichte von fredde und apostelpferde ist ein super ausdruck ;o)ich hoffe du triffst ihn mal wieder!

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