Dienstag, 26. Oktober 2010

Ich bin ein Mensch!!!

Wer dieses Blog schon länger verfolgt, weiß mittlerweile, dass man ohne CPR-Nummer und Dan-Kort nicht wirklich ein vollwertiges Gesellschaftsmitglied ist. Meine Bank hat es immerhin nach zweimaligem Nachfragen unsererseits jetzt endlich geschafft, mir eine Karte zu schicken und die Nummer meines NEM-Kontos an die behördlichen Stellen weiterzugeben. Das Konto habe ich seit Anfang September! Banken scheinen hier generell nicht für guten Service bekannt zu sein. Jeder, mit dem wir bisher über dieses Thema sprachen, rollte mit den Augen, bekundete Anteilnahme und erzählte uns haarsträubende Geschichten.

Montag, 25. Oktober 2010

Kære ...

Unsere Söhne haben beide im November Geburtstag und so starten gerade die alljährlichen Vorbereitungen. Dank dem Kindergarten hat der Große genug soziale Kontakte, um eine richtige Geburtstagsfeier zu schmeißen. Dafür mussten natürlich Einladungskarten gebastelt werden. Den Text hat uns ein Freund ins Dänische übersetzt und ich habe ihn dann feinsäuberlich sechsmal abgeschrieben. Der Gedanke dahinter, es kann nichts schaden die Vokabeln durch mehrfaches per-Hand-schreiben zu üben. Es hat mich an meine Schönschreibübungen in der Schule erinnert. Es erforderte mehr Konzentration als sonst, mir war nicht so klar was ich da schreibe und es kam dieser komische Buchstabe darin vor æ. Die letzte Einladung musste ich doppelt schreiben, weil mir erst mittendrin auffiel, dass der Freund meines Sohnes zwar dänisch spricht, seine Eltern aber genau wie wir noch nicht so gut darin sind. Also habe ich sie dann noch mal ins Englische übersetzt.

Satz des Tages:
Jeg glæder mig at se dig. = Ich freu mich (darauf) dich zu sehen.

Sonntag, 24. Oktober 2010

Kindergeburtstag - die große und die kleine Variante

Bei der Planung der diesjährigen Kindergeburtstage sind wir wohl aufgeregter als unsere Knirpse. Schließlich wollen wir, dass es toll wird, alle Spaß haben und es möglichst keine Tränen gibt. Hier in Dänemark gibt es für Kindergartenkinder zwei Möglichkeiten Geburtstag zu feiern. Variante Nummer eins: Man lädt ein paar liebe Freunde ein und feiert wie in Deutschland im kleinen Rahmen. Variante zwei: Man läd die komplette Kindergartengruppe ein. Die kommt dann in der Öffnungszeit mit Betreuern zu einem nach Hause. Manche Kindergärten verbieten das Austeilen einzelner Einladungen sogar. Unserer nicht und so gibt es am Wochenende eine kleine Party mit Schatzsuche und Laternen.

Samstag, 23. Oktober 2010

Two beds or not two beds ...

thats the question. Als wir nach Dänemark zogen, waren wir von dem Luxus eines möblierten Hauses ausgegangen. Jetzt in der neuen - sehr tollen - Wohnung stehen nur unsere mitgebrachten Möbel. Noch in München hatten wir entschieden, dass es Zeit für ein neues Bett ist. Wir hatten bis dahin 1,40 m. Zu zweit hat uns das völlig gereicht, mit einem Kind war es ein bisschen kuschelig, mit zweien einfach zu schmal. Das macht nur 35 cm pro Person. Heute war also die Zeit für ein neues Bett gekommen. Unser erster Weg führte uns zu Jyst. Kennen Sie nicht? Kennen Sie doch! In Deutschland firmiert dieser Laden unter Dänischem Bettenlager. Unser Traum war eine zwei mal zwei Meter Matratze, 50 cm für jeden. Der zerplatzte bei den Leuten mit der Gans ganz schnell. Wir lernten: Dänen halten so große Matratzen für völlig unpraktisch, damit umziehen... Wir könnten maximal 1,40 m am Stück haben oder zwei 90 cm breite nehmen und dann hätten wir 1,80 m. Wir könnten ja eine Auflage dazunehmen, dann würde man die Ritze auch nicht mehr bemerken. Als Kind habe ich bei meiner Oma immer in der Ritze schlafen müssen. Das wollte ich meinen Kindern ersparen und die Auflage konnte uns nicht restlos überzeugen. Also wanderten wir weiter, zur nächsten Metrostation. Um dann vom Busbahnhof am Nørreport zu dem großen schwedischen Möbelhaus zu fahren. Das ist von uns aus gesehen schon fast eine Tagesreise. IKEA sieht aus wie in Deutschland. Das Argument, dass so große Matratzen doch furchtbar unpraktisch sein, hörten wir dort auch, aber immerhin sie haben Matratzen in 1,60 m. Jetzt haben wir 40 cm für jeden, immerhin ein bisschen mehr ...

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Kleine Unterschiede

Jetzt sind wir schon drei Monate in einem anderen Land und es hat aufgehört sich wie Ferien anzufühlen, aber deshalb ist es lange noch nicht wirklich zu Hause. Nach dem zweiten Umzug war ein bisschen die Luft raus, wir müssen uns davon alle erst mal erholen. Unser Leben hat sich in den letzten Wochen ziemlich geändert und vertraute Tätigkeiten haben sich teilweise grundlegend verändert:
--> Steckdosen werden vor Gebrauch eingeschaltet
--> die Wohnungstür lässt sich von außen einfach öffnen, spart den Schlüsseldienst und führt spätnachts zu panischem Aufspringen
--> Schlüssel muss man andersherum drehen
--> im Kindergarten gibt es zweimal die Woche smørebrød dag - O-Ton: "Ich wollte nicht noch mal Frühstück" -, weshalb wir abends immer warm kochen
--> Babybrei machen wir selbst
--> Joghurt kaufen wir in der Ein-Liter-Packung
--> wir achten auf Sonderangebote
--> mein Mann, lange Zeit heimlicher Workoholik, macht pünktlich Feierabend und holt dabei auch noch den Großen vom Kindergarten ab
--> wir schummeln uns dreisprachig durch alle Lebenslagen
--> unser Kind sagt Worte, die einen Sinn haben und die wir trotzdem nicht verstehen
--> wir sind Besitzer und Benutzer eines Wäschetrockners

Liste wird fortgesetzt ...

Freitag, 15. Oktober 2010

Der Klempnerkrimi

Auch die neue Wohnung hatte ein Problemchen, nichts verglichen mit dem armen, kleinen, alten Häuschen, aber so ein verstopfter Abfluss in der Küche ist nicht wirklich nötig. Also haben wir unseren Vermieter angerufen, der den Hausmeisterservice, die den Klempner und der mich. Er kam, schaute, sagte, er müsse seine Maschine noch schnell holen und verschwand. Zwanzig Minuten später stand er wieder vor der Tür. Er käme nicht mehr in sein Auto, der Schlüssel funktioniere nicht. Er sah ziemlich verzweifelt aus, er müsse jetzt auf den Mann von der Werkstatt warten. Dann versprach er mir wiederzukommen und verschwand. Am späteren Nachmittag kam er wieder. Die Werkstatt hatte keinen Ersatzwagen gehabt, dass hätte ihn aufgehalten. Er fing an, seine Maschine tuckerte und spuckte. Der Abfluss blieb wie er war. Er sah noch verzweifelter aus und versprach morgen mit der größeren Maschine zu kommen. Im schlimmsten Fall müssten sie die Wand aufstemmen. Heute stand das rote Auto wieder vor der Tür. Die große Maschine sah beeindruckend aus, allerdings waren die passenden, dringend benötigten Bohrer nicht da, wo sie hätten sein sollen. Also Klempner und Stift wieder ins Auto, eine halbe Stunde später waren sie wieder da. Noch verzweifelter wurde die große Maschine wieder eingepackt und mir erklärt, dass sie eine andere Firma zur Hilfe gerufen haben, da dass Werkzeug nicht auffindbar sein. Ein anderer Klempner würde kommen. Es kam ein blaues Auto und ein sehr zuversichtlich blickender Klempner mit einer kleinen Maschine. Eine halbe Stunde später funktionierte der Abfluss wieder. Ich muss jetzt in die Küche, das Geschirr wartet auf mich.

Dienstag, 12. Oktober 2010

I want to ride my ...

cykler [gesprochen cükler]. Die Dänen sind ja dafür bekannt fleißige Radfahrer zu sein, was das Überqueren von Radwegen in der Rushhour schwerer macht als das der angrenzenden großen Straßen. Rechts auf den breiten Radwegen reiht man sich ein, wenn man langsam ist, links wenn man’s eilig hat. Das Abbremsen und Anhalten wird dem Hintermann durch lässiges Handheben (Winkhaltung der Queen) angezeigt und sollte auf vollen Radwegen auf keinen Fall vergessen werden. An vielen Metro-Stationen gibt es Fahrradkeller und unrechtmäßig geparkte Räder werden schon mal abgeschleppt. Auf Aufklebern an den Metrostationen kann man die Telefonnummer finden, die einem dann weiterhilft. Seit September sind Fahrräder in den Hauptreisezeiten aus der Metro verbannt. In den S-Bahnen gibt es dafür eigene Fahrradabteile.
Transportiert wird auf den Rädern alles. Wer zuviel bei IKEA gekauft hat, kann sich sogar vor Ort kostenlos Fahrrad und Anhänger leihen. Kinder hat man gerne vorne in den Kisten der Christianiabikes. Das geht auch zusammen mit dem Wochenendeinkauf. Auf unserer Will-ich-haben-Liste ist ein solches Geschoß ganz oben.

Freitag, 8. Oktober 2010

Hat gar nicht wehgetan

Unser Großer hat eine Einladung zum Zahnarzt bekommen. Zahnarztbesuche sind hier reines Privatvergnügen, wenn man über 18 Jahre alt ist. Kinder hingegen werden ab dem zweiten Lebensjahr zum Zahnarzt eingeladen. Der Arzt, der für uns zuständig ist, hat seine Praxis gleich in einer Schule. Die größeren Kinder können also auch ohne die Begleitung von Eltern-Menschen kommen. Unser Bär war ein bisschen eingeschüchtert. Die Zähne wurden kontrolliert und gezählt, danach gabs ein Geschenk aus der Schatztruhe und eine neue Zahnbürste für den kleinen Helden.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Wir kümmern vor uns hin

Es ist gar nicht gut, wenn auf der Rückseite des Unterhemds eines kleinen Kindes dicke Blutstropfen eintrocknen. Unser Großer ist im Kindergarten gestürtzt und hat sich eine Platzwunde zugezogen. Zusammen mit Papa und dem Leiter der Einrichtung sind sie ins Krankenhaus, dort wurde die Wunde geklebt. Gottseidank, folgte keine Gehirnerschütterung und nach einem langen Mittagsschlaf war das Würmchen auch nicht mehr so bleich. Was bleibt ist eine dicke Beule.
Mich selbst hat ein fieser Infekt auf die Couch gefesselt und so muss mein Mann jetzt den Großteil von Kindern, Haushalt und Einkauf neben seinem Job stemmen.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Erste Schritte

Unser Sechszahn (fka Dreizahn) steht ja jetzt schon eine Weile, zum Fortbewegen geht er im Normalfall jedoch auf alle Viere und krabbelt highspeed Richtung seiner neusten Interessenquelle. Mein Mann nennt ihn auch das Mobilitätswunder. Heute hat er das mit dem Laufen zum ersten Mal versucht. Er tappte entlang unseres Sofas.

Samstag, 2. Oktober 2010

Auf in den Kampf ...

Wochenendeinkäufe sind eigentlich nichts was mich in irgendeiner Form nervt oder abschreckt. Mein Mann bekommt die Kinder, ich nehme mir meinen Hackenporsche und ab geht’s ... Hier in Ørestad haben wir eines der größten skandinavischen Einkaufszentren direkt vor der Haustür und darin einen Laden, der damit wirbt, ein one-stop zu sein. Ist er auch. Leider trifft man in diesem Konsumtempel an einem normalen Sonnabend schon mal halb Dänemark. Heute konnte ich nur noch einen kleinen Einkaufskorb ergattern, die Schubkarren (Korb zum Hinterherziehen) waren aus. Gefühlt tausend Meter legt man vorbei an Klamotten, Schuhen und Kosmetik zurück, um die Lebensmittelabteilung zu erreichen. In dieser drängeln sich rund zwei Drittel der gerade anwesenden Kunden und jeder fünfte davon schaut genauso verloren drein wie ich. Nach ein paar Regalreihen habe ich fast vergessen, weshalb ich hier bin und will mich nur noch Richtung Ausgang treiben lassen. Die vorsorglich geschriebene Einkaufsliste verhindert gottseidank das Mann und Kinder hungern müssen. Völlig aus der Bahn werfen mich immer wieder die dänischen Sonderangebote: Wenn ich fünf Packungen Tiefkühlgemüse kaufe, sinkt der Preis pro Stück enorm. Ich weiß nicht mehr, was es war, aber wenn man heute neun (!) Packungen gekauft hat, spart man 75 kr., dass sind immerhin 10 €. Es macht mich wahnsinnig und ich habe langsam die Vermutung, dass die Dänen ein bisschen mit den Hamstern verwandt sind.
Irgendwann bin ich geschlagen Richtung Kasse getrottet vorbei an Unterhaltungselektronik, Tassen und Gartenmöbeln, um mich in die Schlange einzureihen. Waren Sie mal bei IKEA am Samstag oder bei einem Viehtrieb dabei? Genauso fühlt sich die Kassenschlange an. Ich hab nicht alles gekauft was auf der Liste stand. Der Korb war zu klein, die Gänge zu voll... Mein Trost? Morgen haben die auch offen. Ich werde an meiner Taktik arbeiten und dann auf in die nächste Schlacht.