Montag, 26. Dezember 2011

Die Mandel

Betriebsweihnachtsfeier mit einem üppigen julebord, einem Buffet mit Weihnachtsschinken, Braten, braunen süßglasierten Kartöffelchen, Würstchen und jeder Menge eingelegtem Fisch, und im Anschluss das Dessert: risalamande, ein süsser Reisbrei mit Mandelsplittern serviert mit Sauerkirschsoße. Die Dänen bekamen rote Wangen und glänzende Augen, und das lag nicht am Aquavit, den es zum Fisch gab, nicht am juløl (starkes Weihnachtsbier), sondern an einem Kindheitstraum. Jedes dänische Kind will die eine ganze Mandel im Dessert finden. Wer sie in seinem Schälchen entdeckt, bekommt die mandelgæve, zumeist ein Marzipanschweinchen, geschenkt. Alle begannen zu essen und in ihren Desserts zu wühlen. Mit jeder Sekunde stieg die Aufregung. Einen ließ das jedoch kalt, den neuen deutschen Kollegen, der bekam die Aufregung nicht mit, wunderte sich über das schleimige Dessert und ärgerte sich ein kleines bisschen über den schlampigen Koch, dem doch tatsächlich eine ganze Mandel in den Brei gefallen war. Der Deutsche zerbiss die Mandel, schaute sich um und wunderte sich über die Aufregung. Keine Mandel, keine Weihnachten, die Sache wurde ernster. Dem Deutschen ging ein Licht auf und es bedurfte seines ganzen Mutes, den Dänen mit hochrotem Kopf zu gestehen, was er so eben zerbissen hatte. Vermutlich brauchten alle ein bisschen mehr Alkohol, um den Schock zu verdauen.

Dem Bekannten, dem das genauso passiert ist, ist die Geschichte heute noch furchtbar peinlich.

Montag, 28. November 2011

Tierischer Ärger

Letztens stand ich im Supermarkt und suchte nach Gries, der Liebste half mir telefonisch, suchte die Übersetzung raus und erinnerte mich daran, dass in der untersten Schublade noch eine aus Deutschland stammende Packung des gewünschten Produkts stand. Im Supermarkt war kein Gries zu finden, also verließ ich mich auf die häuslichen Reserven. Abends beim Kuchenbacken die böse Überraschung, in der Packung befanden sich auch krabbelnde Mitbewohner und ihr widerlicher Nachwuchs. Die Packung flog raus. Am nächsten Morgen dann Großangriff auf die Küchenschränke, ich kontrollierte alles, wischte aus, saugte die Ecken aus, füllte um. Wunderte mich, warum so kleine Viecher so ein anhaltendes, unbehagliches Ganzkörperschauern auslösen können. Danach wähnten wir uns sicher vor unerwünschten Mitessern.

Weit gefehlt. Drei Stunden lag der Mohnstollen unbeobachtet auf dem Balkon. Als ich wiederkam, war die Packung zerrissen und die Hälfte fehlte. Ein paar Elstern und Meisen hatten sich darüber hergemacht. Sie haben uns vorsätzlich und hinterlistig in Sicherheit gewiegt, die Sonnenblumen und Tomaten den ganzen Sommer über in Ruhe gelassen. Aber dem per Paket angereisten Mohnstollen konnten sie nicht widerstehen. Die Reste warf ich wütend weg. Offen blieb die Frage, warum sie den daneben liegenden Dresdner Stollen verschont hatten.

Freitag, 18. November 2011

Ein Zungenbrecher, der schmeckt

Manchmal werden einfache Gerichte unverhofft poetisch. Bei uns gab es heute Milchreis für die Kinder, bei einem Kind mit Milchallergie muss jedoch die Milch ersetzt werden. Ich koche also Reismilch-Milchreis. Versuchen Sie das mal schnell und fehlerfrei fünfmal hintereinander zu sagen, wenn es klappt, haben Sie meinen höchsten Respekt. Da nur Reismilch etwas fade ist, haben wir Kokosmilch-Reismilch-Milchreis gemacht. Lecker!

Montag, 14. November 2011

Herr Rösler und der Fettnapf

Auf dem FDP-Parteitag rief der FDP-Parteivorsitzende Philipp Rösler seinen "Freundinnen und Freunden" zu: "die Taschentücher wegzustecken". Ich wusste nicht, dass es schon so schlimm ist, dass die Parteitage mit kollektivem Weinen begonnen werden. Dann, um sie bei Laune zu halten, kamen nach 14 Minuten unemotional vorgetragener Rede ein paar Witzchen. Er zog über die politischen Gegner her; über die Grünen und darüber, dass sie wie "die Kollegen in Dänemark" die Fettsteuer einführen wollen, weshalb Sigmar Gabriel sich auch von ihnen abwende. Witze über Dicke kommen immer gut, nicht wahr Herr Rösler?

Was mich irritiert, welche Politikerkollegen meint er? Die dänische Fettsteuer ist in der Regierungszeit des konservativen blauen Blocks entworfen worden, in Kraft trat sie erst nach den Wahlen und dem Sieg des links eingestellten roten Blocks, aber noch vor der Übernahme der Amtsgeschäfte. Folglich ist das Gesetz in der Amtszeit von Röslers Kollegen und nicht der der Grünen entstanden. Aber das ist Wissen, mit dem er wohl keinen langweilen wollte. Außerdem lachten die "Freundinnen und Freunde" endlich mal.

Bitte liebe FDP, stellt ein paar fähige Praktikanten ein, die die Reden noch mal gegenlesen und Google beherrschen.

Montag, 7. November 2011

Schaufenster

Die Kopenhagener lieben es, Dinge ins Fenster zu stellen. Fenster öffnen hier generell nach außen, damit der Sturm sie nicht unverhofft aufdrücken kann. Fensterbänke sind daher als Ausstellungsorte bestens geeignet. Aber es scheint ein paar allgemeingültige Regeln zu geben. Es sind zumeist weiße Vasen, Lampen, Porzellandinge, die auf die Fensterbretter dürfen, und in jedem dritten Fenster stehen weiße Kerzen. Nicht unbedingt gerade, aber sie sind da. Ich hab nichts gegen Kerzen, aber … Meine versteckte, pingelige Seite wimmert innerlich ein bisschen darüber und der Rest von mir unterdrückt den spontanen Impuls mal kurz zu läuten, um die Kerzen zu richten.

Montag, 24. Oktober 2011

Die seltsame Vermehrung von Lakritzschiffen

Am Frühstückstisch fragte das große Kind: "Mama, kennst Du Lakritzschiffe?" Nein, die kenn ich nicht, aber bei solchen Fragen muss man im Moment wirklich vorsichtig sein. Antwortet man nein, kann es sein, dass man in der nächsten Stunde alles darüber erzählt bekommt. "Lakritzschiffe, was sind denn das für welche?", brumme ich zurück. Morgens bin ich nämlich nicht gesprächig. "Militärschiffe!" Der Lukas im Kindergarten hätte ihm alles darüber erzählt. "Und ja die gibt es, hat der Lukas gesagt." Schiffe aus Lakritz, mir soll es recht sein, schmecken wahrscheinlich etwas salzig und dienen der Versorgung. Als fürsorgliches Elternteil mit pädagogischem Anspruch bitte ich jedoch darum, noch mal den Lukas zu fragen, könnte ja ein Verhörer sein.

Nachmittags beim Abholen treffe ich Lukas Papa. Ich frage ihn, er grinst ganz breit und noch breiter. Sein Sohn würde eigentlich Logistikschiffe meinen und sie würden es nicht übers Herz bringen, ihn ständig zu berichtigen, das Wort sei einfach zu nett. Ich grinse auch. Zu unseren Füssen sitzen zwei Kinder, die mit ihren Schuhen kämpfen und schauen neugierig. Denn ein Wort in unserer englischen Unterhaltung haben sie beide verstanden. "Mama, habt ihr über Lakritzschiffe geredet?", "Far, snakkede du over ...?", kommt, sobald wir nach unten schauen. Ja genau, über Lakritzschiffe.

Wort des Tages:

lakridsskib = Lakritzschiff

Sonntag, 16. Oktober 2011

Goldener Oktober

Es gibt so Tage, die sind eigentlich Postkartenmotive. Ein bisschen zu kitschig, um wirklich wahr zu sein. Samstag war so ein Tag. Der Himmel war strahlend blau und so beschlossen wir spontan nach Dragør raus zu fahren, und Haushalt und Einkauf einfach mal hinten anzustellen. Kinder einpacken ging relativ schnell und dann liefen wir los Richtung Bahnhof Tårnby, von dort fährt nämlich der Bus ans Ende der Insel nach Dragør. Unser großes Kind schimpfte ein bisschen, dass es doch lieber auf die Schultern möchte. Wir stellten uns taub, fütterten ihn mit Keksen und liefen weiter. Der Kleine lag müde im Kinderwagen, aber schlafen kam nicht in frage. Erster Stop die Hotdog-Bude vorm Supermarkt in Tårnby, dann weiter mit dem Bus. In Dragør angekommen, wurde der Tag noch ein bisschen sonniger, denn in dem kleinen Örtchen sind fast alle Häuschen gelb angestrichen und wunderbar aneinandergeschmiegt gebaut. Es sieht sehr hyggelig aus. Wir spazierten den Strandstien entlang, an all den Traumhäusern mit Blick aufs Meer, liefen durch den Hafen, bewunderten Enten, Schwäne und Boote, aßen Eis und hinten im Fischerhafen frokost (Mittagessen). Lecker. Mama- und Papamensch bekamen ein Bier dazu, allerdings nur ein mittleres, das große meint hier 0,75l. Da es so warm war, saßen wir in Decken gewickelt draußen. Es fühlte sich an wie Urlaub und ist doch nicht mal eine halbe Stunde von zu Hause weg.
Danach sind wir noch ein bisschen weitergebummelt. Irgendwann ist das kleine Kind eingeschlafen und so richtig erst am nächsten Morgen um sechs wieder aufgewacht. Wir waren auch sonnenmüde, satt und glücklich. Bitte noch so einen Oktobertag.

Wort des Tages:

hyggelig = gemütlich, heimelig, anheimelnd, bequem, behaglich, nett (eins der Lieblingswörter der Dänen und eine Beschreibung ihres Lebensgefühls)

Dienstag, 11. Oktober 2011

Mein neuer Zahnarzt

Für die Kinder war es ganz einfach in Dänemark einen neuen Zahnarzt zu finden. Sie bekamen eine Karte mit einem Terminvorschlag. Die Kinderzahnkliniken sind oft an Schulen angegliedert, und man wird in die nächste vom Wohnort aus eingeladen. Mund auf, Zähne begutachten, zählen, runter vom Stuhl, Geschenk aussuchen, neue Zahnbürste abgreifen, fertig.

Ich musste mir jetzt selber einen neuen Zahnarzt suchen und ab dem 18. Lebensjahr ist das finanziell ein reines Privatvergnügen. Ich habe eine Umfrage im Bekanntenkreis gestartet, einen Termin vereinbart und bin dann brav hingegangen mit weichen Knien und mieser Laune noch dazu verschnupft. Ich habe eigentlich ganz gute Zähne, aber der Zahnstein. Nicht hingehen wäre keine Option gewesen, Terminverpassen ist teuer.

Mein neuer Zahnarzt ist groß, eher sportlich, mit Brille, der typische Däne. Ich bat ihn, mit mir englisch zu reden, er fragte, wo ich herkomme. Ich sagte, dass ich Deutsche sei. Er strahlte und meinte, dann reden wir lieber deutsch. Sein Deutsch ist fließend mit wunderbar norddeutschem Einschlag. Während er zur Zahnreinigung ansetzte, erzählte er mir sein Vater sei Deutscher und in seiner Kindheit wäre er jeden Sommer in Saßnitz gewesen. Mir stand der Mund offen, nicht vor Staunen, während er mir munter von seinem deutschen Cousin erzählte, der jetzt in Schweden lebt, fuhrwerkte er mit seinen Instrumenten in meinem Mund herum. Beim Nachpolieren meiner Kauleisten, erzählte er mir, dass er gerne im Internet die deutschen Mediatheken schaut, auch um im Training zu bleiben und die verschiedenen deutschen Dialekte zu hören. Ich war im Gegenzug etwas schweigsam, abgesehen von kleinen Wimmergeräuschen. Es antwortet sich so schlecht, wenn zwei Menschen mit Instrumentenköpfen in meinem Mundraum zu Gange sind. Aber ich werde wiederkommen, alle halbe Jahre zum Zahnreinigen und Sprachtraining.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Fettsteuer

"Das hat mir gerade noch gefehlt", war mein erster Gedanke als eine Freundin mir von der Fettsteuer erzählte. Wir saßen auf dem Spielplatz, naschten schwedische Schokolade und schauten unseren Kindern zu. Sie erzählte mir, dass die Margarinefirmen seit Wochen auf Hochtouren arbeiten würden, um dem momentanen Hamstertrieb der Dänen zu befriedigen. Seit ich weiß, dass es Dänen gibt, die für die Sonderangebote - extra-large, extra-cheap - einen zweiten Gefrierschrank haben, wundert es mich nicht, dass die Regale trotzdem mager gefüllt sind. Bei Sonderangeboten wird hier zugeschlagen. Und die Fettsteuer ist nicht ohne: 30 Cent mehr für ein Stück Butter. Jedes bei der Verarbeitung eines Lebensmittels verwendete Gramm gesättigte Fettsäure wird berechnet. Eine Kilo böses Fett wird mit 16 kr., das sind € 2,15, besteuert. Natürlich macht man das nur aus Sorge um die Gesundheit. Dabei sind die Dänen selten dick, joggen gerne bei Wind und Wetter und fahren eigentlich immer Rad. Es gibt natürlich ein paar Dicke, aber im internationalen Durchschnitt meiner Privatstatistik ist das hier ein schlankes Land. Es wird wohl auch keinen vom Konsum abhalten. Denn ehrlich, wenn man Pizza haben will oder Torte oder einen extra großen Burger, dann wird das kleine Trotzkind in einem schon dafür sorgen, dass man das auch zu sich nimmt. Gespart wird dann an anderer Stelle.

Dienstag, 27. September 2011

Kennst Du das Land, wo die Apotheken blühen?

Wie gut man es hat, weiß man oft erst, wenn es plötzlich anders ist. In Deutschland gibt es eine Apotheke an jeder Straßenecke. Man hat die Wahl zu welcher man geht. Hier gibt es deutlich weniger und letztens passierte das: Ich war mit Flexibaby beim Arzt, er brauchte ein Antibiotikum. Unser Arzt meinte, er könne das Rezept gleich an die Apotheke im Einkaufszentrum um die Ecke leiten, dann ist das Medikament heute Nachmittag garantiert da. Ich staunte mal wieder, wie fortschrittlich die Dänen in diesem Punkt sind. Nachmittags dann eine böse Überraschung, nein, das Medikament sei nicht da und nein, heute kommt es nicht mehr, aber sie kann den Vorgang gern stornieren und ich kann es woanders holen. Die nächste mir bekannte Apotheke ist 20 Minuten weg und erfordert die Fahrt mit zwei verschiedenen, sprich allen vorhandenen, Metrolinien. Sie seien ja auch keine richtige Apotheke, verteidigte sich die Verkäuferin. Ach, der Laden sieht also nur zufällig so aus wie eine Apotheke und verkauft Medikamente? Ich streckte die Waffen, mit zwei kleinen Kindern im Schlepptau nach fünf Uhr nachmittags und dem Ein-Frau-Marathon Kinder bespaßen, bekochen, zur Körperpflege nötigen, ins Bett bringen vor mir, mussten die Antibiotika bis morgen warten. Ja, die kommen dann morgen Nachmittag. Super, Medikamente werden einmal am Tag ausgefahren. Sie seien ja keine richtige ..., ich hatte verstanden, dass ich hier nichts mehr kaufe. Und wünschte mich zurück, zu meiner kleinen Apotheke um die Ecke, wo schon mal gefragt wurde, ob man das Medikament heute Abend noch schnell vorbeibringen soll, wo ein paar Proben ins Tütchen gesteckt wurden und von der mein Großer jahrelang dachte, es sei ein Gummibärchenladen.

Sonntag, 18. September 2011

Wahlgedanken

Was mich die ganze Woche beschäftigt hat: Warum wählen die Dänen an einem Donnerstag ein neues Parlament? Warum nicht an einem Sonntag? Ich habe mal rumgefragt und die simple Antwort war: Der Ministerpräsident ruft im Laufe einer gesetzlichen Frist die Wahl aus, und nach dieser Ausrufung wird nach Ablauf einer ebenfalls festgesetzten Frist gewählt. Der Wahlkampf war kurz und heftig und dann wurde an diesem Donnerstag bis 20:00 Uhr abgestimmt. Immerhin lange Öffnungszeiten. Anstehen war abends inklusive, sagten die Nachbarn. Die Wahlen gingen erfreulich aus. Helle Thorning-Schmidt wird die erste dänische Ministerpräsidentin und der rote Block übernimmt die Regierung. Unterlegen ist der blaue konservative Block, der zehn Jahre regierte und sich vor allem mit einer rigiden Ausländerpolitik profilierte. Dieses Mal ging diese Strategie nicht auf. Ich hoffe mal, dass die albernen Grenzkontrollen bald der Vergangenheit angehören.

Mittwoch, 14. September 2011

Fortgesetzter Identitätsverlust

Die gute Nachricht zuerst: Ein Teil meines Identitätsverlustes konnte rückgängig gemacht werden. Das große Kind nennt mich wieder Mama und nur dann mor, wenn er dänisch mit anderen über mich spricht. Dafür, so musste ich im Verlauf des letzten Jahres feststellen, habe ich meinen Nachnamen vollständig eingebüßt. Nirgends wird er benutzt weder in der Sprachschule noch beim Arzt noch sonst wo. Bei der Vorstellung Frau sowieso genannt zu werden, beginnen Däninnen zu kichern, auch jenseits der 50. Fru, dass ist völlig veraltert. Bleibt einzig mein Vorname. Bei dem jedoch ergab sich ein altbekanntes Problem. Ich trage einen so alten Vornamen, das er zwar in ganz Europa und darüber hinaus verbreitet ist, jedoch immer anders gesprochen wird. Hier in Dänemark wird aus Agnes so in etwa Aunes. Ich gebe zu, eine Weile habe ich gar nicht registriert, dass mich die Leute mit meinem Vornamen ansprechen. Dann habe ich angefangen, die Leute zu bitten mich deutsch auszusprechen, aber das kann man auf Dauer nicht durchhalten und irgendwie kommt es mir auch unhöflich vor, jeden neuen Kindergartenerzieher, Bekannten etc. darauf hinzuweisen, dass er sich ja netterweise den richtigen Namen gemerkt hat, aber die Aussprache ganz anders sei.

Sonntag, 4. September 2011

Wenn links rechts ist, oder doch alles ganz anders

Der Mann an meiner Seite schaltete heute Punkt sechs den Fernseher ein, um sich die Wahlprognosen auf ARD anzuschauen. Normalerweise hätte er dann weiter zum ZDF geschaltet, aber das empfangen wir leider nicht. Ich stand beim Kartoffelschälen in der Küche, also wurden mir Prognosen und dazugehörige Kommentare lautstark übermittelt.

Auch in Dänemark wird demnächst gewählt. In den letzten Tagen wurde der Wald aus Wahlplakaten immer dichter. Es scheint eine Menge Parteien zu geben. Ich habe schon Listenplatz i gesehen. In Deutschland haben wir eine Meinung zu den einzelnen Parteien, kennen Kandidaten und Positionen, sofern vorhanden. Hier ist Politik für uns Neuland. Was wir als erstes lernten war, dass die Partei mit dem Namen Venstre, übersetzt Links, für konservative Politik steht. Sie selbst nennen sich liberal und stellen den jetzigen Regierungschef. Ihre harten Aussagen in Bezug auf Einwanderer und Ausländer hatten ihnen 2001 viele Stimmen gebracht. Meine Dänischlehrerin malte uns letztens auf Nachfrage die Parteienlandschaft an die Tafel. Venstre verzeichnete sie rechts von der Mitte. Bleibt immer noch die Frage, wie ich mir das jetzt vorstellen muss, als CSU oder als rechter Rand derselbigen oder rechtskonservative Liberale oder?

Dienstag, 30. August 2011

Zahnverlust

Unser Großer hat seinen ersten Zahn verloren mitten beim Essen. Mit nicht mal fünf. Alles ganz normal, sagt die befreundete Zahnärztin. Der Zahn lag ordentlich in einer Streichholzschachtel, als wir ihn vom Kindergarten abholten. Jetzt hofft er auf die Zahnfee, davon hat ihm sein großer Kumpel erzählt.

Montag, 22. August 2011

Ab vom Weg

Wenn ich unterwegs bin, dann meistens mit einem festen Ziel. Wenn meine Kinder unterwegs sind, dann ist das nächste Ziel meist nicht weit. Bagger, Kühe, Abschleppwagen, Spielplätze und Eisläden werden erspäht, ausgekundschaftet und erobert.
Letztens nahm ich meinen Großen mit in den sorte diamant, die Königliche Bibliothek, ich musste Bücher abgeben. Er scannte die Lage und fand sofort die Eistruhe des Cafes. Sehr lecker und die Kuchen sehen auch sehr gut aus. Dann liefen wir durch den Bibliotheksgarten, ich wollte weiter zum Bahnhof um meine Monatskarte zu verlängern. Der Sohn an meiner Seite führte mich über einen Seitenweg des Gartens. Ich entdeckte herrlich versteckte Bänke, die ideal sind, um sich auszuruhen oder sich in ein Buch zu versenken. Er entdeckte das Entenhaus samt Bewohnern und Ententreppe. Dann wollte er noch schnell nebenan schauen. Gleich neben der Bibliothek steht das Zeughaus, in dem man sich unzählige Kanonen anschauen kann. Im Moment ist der Eintritt frei, da umgebaut wird. Der Große bewunderte Mordinstrumente und ich den Bau.
Gestern ging mein Kleiner von Spielplatz stiften, ich lief hinter ihm her, durch einen der Durchgänge, die Park und Straßenseiten verbinden. Und siehe da noch ein Spielplatz mit Schneckenwippe und Bolzplatz.

Montag, 15. August 2011

Wie war noch gleich der Name?

In der Stadt gibt es eine Kinderbuchhandlung und dort treffen wir oft gute alte Bekannte aus Deutschland wieder. Nur meistens sind sie irgendwie anders. Conny, das Mädchen im Ringelpullover, das Reiten, Schwimmen, Fahrradfahren, Kekse backen, Umziehen und Zahnarzt lernt, heißt hier Laura. Wie im Blog schon erwähnt, wurde aus dem deutsch/schwedischen "Michel aus Lönneberga" ein dänisch/schwedischer "Emil fra Lønneberg". Und der Petzi, ein kleiner dänischer Nationalheld, heißt eigentlich Rasmus Klump. Was ist ihm beim Grenzübertritt nach Deutschland nur passiert und warum hat er seinen Nachnamen vollständig eingebüsst?

Freitag, 5. August 2011

Pflaumolade

"Ich kann die Hose nicht noch mal anziehen, da ist Pflaumolade draufgekleckert", sagte der Große heute beim Frühstück. Ich glaube, Pflaumolade ist ein guter Anwärter auf "Familienwort des Jahres".

Sonntag, 31. Juli 2011

Urlaub in einem Kindheitstraum

Der diesjährige Sommerurlaub führte nach Schweden, genauer gesagt an die Grenze zwischen Östergödland und Småland kleine und große Seen, sanfte Hügel, Wälder, rote Häuser mit weiß gestrichenen Fensterrahmen und jede Menge glücklicher Kühe auf den findlingsübersäten Weiden. Es sah alles aus, als ob es eine Kulisse für einen Astrid Lindgren Film sei. Atemberaubend schön.
Flexibaby saß in den Blaubeeren und pflückte selbstvergessen eine Blaubeere nach der anderen, die dann direkt in seinem Mund verschwanden, beim Anblick der Himbeersträucher skandierte er: "Mehr, mehr!"
Unser Großer hat in der Astrid Lindgren Welt in Vimmerby das Balancieren für sich entdeckt und Pippi und Ronja Räubertochter bewundert. Ich habe ihn mit Emil bekannt gemacht, in Deutschland besser als Michel aus Lönneberga bekannt. Der Astrid Lindgren Freizeitpark kommt ganz ohne Karussells und bunte Lichter aus. Dafür kann man bei Karlsson vom Dach rutschen, sich mit Nils Karlsson ganz klein fühlen, durch die gleichen Straßen wie Pippi laufen, die Hoppetosse bewundern ...
Weiterhin haben wir in kleinen und großen Seen gebadet, eine Kutschfahrt auf Visingsö der größten Inseln im Vättern gemacht und waren in Ǻsens By, einem Museumsdorf.
Ein bisschen war es, wie vor einem großen Buffet stehen und hier und da mal probieren. Es gab so viel zu sehen, wir müssen da einfach noch mal hin.

PS: Vielen Dank an die Kommentatorin, die mich auf die Schreibfehler hingewiesen hat, ich hab es korrigiert.

Freitag, 15. Juli 2011

Dänischer Sommer

Bis jetzt hatten wir Glück, der Sommer zeigte sich von seiner besten Seite, sehr undänisch warm und sonnig.
Seit gestern regnet es, fast ununterbrochen, Temperaturen im Keller. Es regnet ein bisschen, ein bisschen mehr, mit richtig viel Wind und manchmal schlägt es Blasen. Ich habe die Kinder gestern wasserfest verpackt, um sie in den Kindergarten zu bringen. Gummistiefel, Matschhosen, Regenjacken. Dabei für mich selbst festgestellt, ich brauche auch dringend so wasserabweisende Gummihosen oder aber einen wirklich langen Regenmantel.
Beim Abholen lief der Große voran, der Kleine hinterher immer rein in die Pfützen. Vor der allergrößten fing ich den Kleinen ein und stopfte ihn in seinen Wagen, nicht ohne ein gehöriges Protestgeschrei auszulösen. Der Große stand in der riesigen Pfütze und grinste. Kurz darauf blieb er stehen und meinte, er habe Wasser im Stiefel. Auf meine Frage wie viel, antwortete er 30 km. Gut zu wissen. Bei näherer Betrachtung hätte es zumindest gereicht, um sein Balkonbeet zu gießen. Mit quietschnassen Socken und genauso vergnügt ging es dann nach Hause.
Mein Mann arbeitete gestern beim Kunden. Irgendwann schaute er hoch und schüttelte vor all dem Grau mit Wasser von oben den Kopf. Sein Ansprechpartner hob kurz den Kopf, grinste und meinte: "Wellcome to the danish sommer." Aber wir haben's ja so gewollt, hoffen wir mal, es geht schnell vorbei.

Dienstag, 12. Juli 2011

Gefühlte Temperatur

Vor ein paar Jahren erzählte ein Studienfreund aus Singapur, dass er sich an ein einziges Mal erinnern könnte, wo er in seiner Heimatstadt so richtig gefroren hat. Es waren nur 21°C, so kalt, dass er nachts aufgestanden war, um sich eine zweite Decke zu holen. Letztens erzählte eine Mutter im Kindergarten, sie kommt von den Faröer Inseln, dass es einmal bei ihnen 21°C im Sommer hatte. So heiß, sie dachte, sie müsse sterben.

Sonntag, 5. Juni 2011

Der neue Spielplatz im Park

Es ist schon rührend anzusehen, auf der Wiese im Park gibt es einen neuen Spielplatz. da kommen die Leute mit ihren kleinen und großen Rackern. Die es gar nicht erwarten können, endlich loszulegen. Kaum ist das Tor auf, sprinten sie über die Anlage. Die Leute setzten sich auf die Bank oder stehen in lockeren Grüppchen zusammen. Meist angeregt ins Gespräch vertieft. Um sie herum tobt es, da wird gerannt und Fange gespielt. Manchmal haben die Leute ein komplettes Picknick dabei und scheinen organisiert verabredet, andere kommen nur ganz kurz, bevor es nach Hause geht. Am Ausgang werden die Racker wieder angeleint. Ja, Sie haben richtig gelesen, angeleint (!), das macht man hier so mit seinen Hunden. Der neue eingezäunte Spielplatz ist ein Hundespielplatz, die Kinder laufen drum herum. Ich mag das Konzept.

Freitag, 20. Mai 2011

Winkelemente oder das mit den Fähnchen

Gestern hab ich mit meinem großen Sohn Freunde vom Flughafen abgeholt. Es galt einige Zeit auf dem Flugplatz totzuschlagen, da der Flug zwar pünktlich war, aber das Gepäck verspätet (freundlicher Weise kann man das im Abholbereich von großen Monitoren ablesen). Wir besuchten den Zeitungskiosk und durchstöberten ihn gründlich ohne Erfolg. Beim Rausgehen sah mein Sohn die Flaggen - kleine Papierfähnchen - und bestand darauf, dass wir auch welche bräuchten. Im Abholbereich sah man sie überall, Jung und Alt hielt den dannebrog in der Hand. Keine Blumen, nein überall Stoff- oder Papierfähnchen. Und, er wollte auch eine deutsche Flagge, wir suchten, fanden aber keine, nur eine belgische, die ich ihm aber erfolgreich ausreden konnte. Mit dem Fähnchen zurück in den Abholbereich.

In mir kamen alte Erinnerungen hoch, ich mit Winkelement, nie hätte ich mich freiwillig mit so etwas erwischen lassen. Wir wurden gezwungen, sie am ersten Mai durch die Straßen zu tragen. Mein Sohn dagegen liebt seine dänische Flagge. Er schwenkte sie fröhlich, dann wollte er was trinken und bevor ich mich versah, wurde ich zum Flaggenhalter. War gar nicht so schlimm, vielleicht ist meine Phobie ja noch heilbar.

Freitag, 13. Mai 2011

Apostelpferde

"In meiner Jugend hat man Apostelpferde zu den Beinen gesagt", erzählt mir Fredde. Er ist weit über 80 und wir haben uns beim Spazierengehen im Kongens Have kennengelernt. Besser gesagt, erst hat er meinen kleinen Sohn kennengelernt, dann mich. Wir plauderten ein bisschen in Englisch über die Dänen im allgemeinen, seine Tochter in England und den bedeutungsschweren Namen meines Kleinkindes. Und als er merkt, dass ich Deutsche bin, wechselten er von seinem charmanten Englisch in ein fließendes Deutsch. Jeden Tag geht Fredde spazieren, mindestens eine Stunde, manchmal zwei, das hält ihn fit. Jeden Morgen redet er mit seinen Apostelpferden, die ihn bitten, sie doch heute wieder auszuführen, denn sie wollen ihn so gerne noch ein paar Jahre tragen, aber dafür muss er was tun. Fredde ist erst mit über 60 nach Kopenhagen gezogen, weil seine Frau es sich so gewünscht hat. Seine Frau ist mittlerweile verstorben und Fredde geht alleine spazieren. Vor Ostern hat er zehn Tage seine Tochter in England besucht, aber Gründonnerstag war er wieder zurück. "Ich kann die Frau zu den Feiertagen ja nicht alleine lassen auf dem Friedhof ", sagt er. Er sagt, er werde nach mir und dem kleinen König schauen, wenn er spazieren geht, aber leider vergesse er Gesichter manchmal, das Alter ... Ich verspreche ihm, ihn anzusprechen, wenn wir uns mal wieder über den Weg laufen.

Ich werde die Augen offen halten und das Wort Apostelpferde in meinen Wortschatz aufnehmen.

Donnerstag, 12. Mai 2011

Bedenklich

Das die Rechtspopulisten in Dänemark einen nicht zu unterschätzenden Einfluss haben, haben wir schon bemerkt. Sie sind unter anderem dafür, dass Ausländer, auch wenn sie hier Steuern zahlen, nicht am Sozialsystem teilhaben. Konkret heißt das, dass sich Ausländer privat krankenversichern sollen, keinen richtigen Rentenanspruch erwerben würden und kein Kindergeld beziehen. Die meisten Expats, die wir kennen, würden in einem solchen Fall jedoch die Ausreise erwägen. Wie gesagt, dass ist von diesen Rechtspopulisten nur angedacht und steht auch konträr dazu, dass man überlegt die Steuern für ins Land geholte Arbeitskräfte zu senken und mehr internationale Schulen bauen will. Zusammenzucken lässt einen das aber schon.

Durchgesetzt haben sich die Rechtspopulisten bei der Wiedereinführung der Grenzkontrollen. In ein paar Wochen werden an allen dänischen Grenzen wieder Pass- und Fahrzeugkontrollen stattfinden. Da werden sich die ganzen Pendler aus Schweden, sind ja nur ca. 17.000, aber freuen und die Familien, die am Anfang der großen Ferien nach mehr oder minder "entspannter" Autofahrt endlich die dänische Grenze erreichen. Angeblich will man sich gegen kriminelle Osteuropäer wehren; aber mal Butter bei die Fische: Damit verliert Europa ein Stück Freiheit.

Dienstag, 10. Mai 2011

Alles neu macht der Mai

Vor dem Haus eine Dauerbaustelle: Ein Haus steht, daneben wird noch eins gebaut. Im Moment sind sie gerade bei der Errichtung des Parkhauses. Hinter dem Haus wird der Park umgebuddelt. Neue Drainage, so ganz klar ist es noch nicht, vielleicht bekommen wir auch noch ein paar Hügel. Auf jeden Fall viele Baufahrzeuge und viele Erdhaufen. Im Treppenhaus sind die Maler und unter uns wohnt ein hingebungsvoller Hobbyheimwerker, der nicht von seiner Bohrmaschine lassen kann.

Samstag, 7. Mai 2011

Platz 16

Manche Sachen weiß man besser nicht vorher. In dem schönen Blog von Meike Winnemuth fand ich den Hinweis, dass Kopenhagen auf Platz 16 der teuersten Städte der Welt steht. Da müssen wir uns nicht wundern, wenn wir uns finanziell in unsere Studentenzeit zurückversetzt fühlen. München ist nur auf Platz 40, lächerlich aus heutiger Sicht. Berlin kommt sogar nur auf Platz 74.

"Schatz, lass uns nach London ziehen, die sind nur auf Platz 20."

Freitag, 6. Mai 2011

Kindermund: Kurzzusammenfassung

Mein älterer Sohn und ich unterhielten uns nach dem gestrigen Abendessen über Familienverhältnisse. In meinem Dänischkurs habe ich gelernt, dass oldemor Urgroßmutter bedeutet. Wir sprachen darüber, dass die Uroma die Mama von der Oma ist und die Oma die Mama von der Mama. "Und wer hat mich geboren?" fragt mein Sohn. "Ich hab dich geboren." "Und wer hat lillebror geboren?" "Auch ich." "Dann hast du ganz schön viel Arbeit", resümierte mein Kind. Dem kann ich nichts hinzufügen.

Wort des Tages:

lillebror = kleiner Bruder

Donnerstag, 5. Mai 2011

Definition von Ehe

Im Dänischkurs nahmen wir heute die Familie und alles was damit zusammenhängt durch, gift ist das dänische Wort für verheiratet. Unser Lehrer fragte, wie viele von uns verheiratet wären. Vier von uns meldeten sich.

Ben aus den Staaten meinte: "I dont know, if my wife thinks that it is a gift."
Lehrer: "You know that word also has an other meaning in Danish."
Unsere deutschsprechende Vitnamesin, die Finnin mit Schwedischkenntnissen und ich aus einem Mund: "Poison."
Unser verheirateter Lehrer nickte und grinste.

Da ergeben sich doch ganz neue Wortspielmöglichkeiten für mich, wenn ich die Sprache jemals wirklich richtig beherrsche.

Montag, 11. April 2011

Ehm, ja ... wie war das?

Bei mir sehr beliebt sind diese netten deutsch-sein-wollenden Verschreiber, die einem so im Alltag begegnen. Sie schaffen es, mir auf Stunden ein Grinsen ins Gesicht zu zaubern. Etwa wenn auf der Saftpackung beim Haltbarkeitsdatum steht: "Oben am Karton gedrückt". Das ist soweit alles richtig, aber naja ... da schmeckt der Saft gleich doppelt "verfrischend". Problematisch fand ich jedoch vor Kurzem den Aufdruck auf einem Laufrad: "nur mit groben Vorsicht verwenden". Was jetzt? Grob oder vorsichtig?

Samstag, 2. April 2011

Frühlingserwachen

Die ganze Woche dieses Kribbeln. Fürs Wochenende waren 19°C angesagt. Nach den langen Monaten der Kälte endlich Sonne und Wärme. Sonnabend die Ernüchterung, 11°C und Regen sagte die Vorhersage. Trotzdem wollten wir mal wieder in den Zoo, schließlich muss die Jahreskarte ja abgearbeitet werden. Wenn es im Moment noch einen guten Grund braucht in den Kopenhagener Zoo zu gehen: Sie haben zwei kleinen Hyppobabies. Ich liebe Flusspferde. Vegetarier, Gemütstiere, aber wehe wenn man ihnen zu Nahe tritt. In Afrika sterben mehr Menschen durch Nilpferde als durch Löwenangriffe. Kommt man zwischen sie und ihren Nachwuchs oder schneidet den Weg zum Wasser ab, dann starten sie durch, 40 km/h schnell trampeln sie ihre Gegner platt. Aber ansonsten sehr gemütlich und sehr liebevolle Eltern.
Die Sonne kam auch noch und bei etwas über 15°C war halb Dänemark nur im T-Shirt unterwegs. Im Zoo herrschte Hochbetrieb, im daneben gelegenen Park auch. Fußball barfuss in kurzen Hosen. Erste Flatterkleidchen zu Jeans. Flexibaby konnte vor Aufregung nicht schlafen und der Große war lammfromm, nachdem er sich dank ein bisschen Schminke in einen Tiger verwandelt hatte. Es war ein perfekter Frühlingstag (ohne einen Regentropfen).

Sonntag, 27. März 2011

Die kleine Meerjungfrau

Vor genau einem Jahr sind wir das erste Mal nach Kopenhagen geflogen. Vorher hatten wir unserem Großen von der kleinen Meerjungfrau erzählt. Er war gespannt, sie kennen zu lernen. Kurz vor der Abreise lasen wir, dass sie in China weilt zur Weltausstellung. Die Chinesen wollten keine Kopie akzeptieren und die Dänen hatten schweren Herzens ihr Original verliehen. Unser Kind nahm es gefasst auf, schließlich war der Papa einer lieben Spielkameradin auch für länger in China. In seinen Spielen hat er sie eingepackt und ist mit ihr nach China gereist, Papa und Meerjungfrau besuchen.

Der Platz war leer als wir im letzten Sommer den Langelinie Kay entlang flanierten. Eine Zeit lang konnte man per Videowand live sehen, wie es ihr in China ging. Sie wirkte apathisch und die Umgebung viel zu steril. Erst Anfang des Winters war sie wieder da. Aber da wollte keiner von uns am Kay spazieren gehen. Bei zugefrorener See ist es wie vorm offenen Gefrierschrank stehen, dazu kommt der Wind.

Heute dann, strahlender Sonnenschein, also haben wir sie besucht. Sie ist klein, nett anzuschauen und von Touristen umlagert. Mein Mann fotografierte ein Paar aus Portland in ihren Basketballshirts. Sie hoffen, in der Halbzeit des nächsten Spieles auf der Großbildleinwand des Stadiums gezeigt zu werden, sie und die kleine Meerjungfrau. Die schaute verträumt aufs Meer und der Rummel schien ihr herzlich egal zu sein.

Dienstag, 22. März 2011

Hvad hedder du?

Heute ist mein erster Dänischtest. Das Gefühl davor ist wie zu Unizeiten. Man wünscht sich man hätte noch Zeit zum Vorbereiten und gleichzeitig will man, dass es einfach nur vorbei ist. Im Hinterkopf formiert sich trotzig der Satz: "Mut zur Lücke."

Samstag, 12. März 2011

Sonnabend

Nachdem der Schnee noch mal zurückkam und uns der eiskalte Ostwind zwei Tage lang bestürmt hat, scheint der Frühling zu kommen. Ich stehe in der Küche und schaue in den Park. Zum ersten Mal in diesem Jahr ist Hochbetrieb am Rutschenhügel und an den Schaukeln stehen die Kinder Schlange. Die Erwachsenen sind in losen Grüppchen über die Rasenfläche verteilt. Alles gut. Wir haben gerade Muffins gebacken und vorhin den Golfplatz nach tierischen Nachbarn durchsucht. Der Mann hilft einem Freund bei der Frühjahrsinspektion seines Flugzeugs. Ein ganz normaler Sonnabend und am anderen Ende der Welt ist nichts mehr wie es mal war. Erdbeben, Tzunami und nun drohender GAU. Gar nichts gut.

Freitag, 11. März 2011

Ausbeute der Woche

Beim Spazierengehen mit dem Kinderwagen folgende tierische Bewohner des benachbarten Golfplatzes gesichtet: einen Hirsch in Begleitung von zwei Hirschkühen, zwei Reiher, vermutlich auf Immobiliensuche, ein paar sich sonnende Wildgänse und einen Fasan. Letzterer verliert deutlich an Attraktiviät, wenn er versucht zu fliegen. Was für ein Pummelchen.

Mittwoch, 9. März 2011

Junge Liebe

Unser Großer hat seine erste Kindergartenliebe. Nicht dass er mir das erzählt hätte. Nein, Line hat es ihrer Mutter erzählt, und die hat es mir erzählt - im wahrsten Sinne des Wortes zwischen Tür und Angel - an der Kindergartentür. Line hatte zu Hause verkündet, dass sie jetzt fest mit unserem Sohn geht, sie hätten sich auf den Mund geküsst. Auf Rückfrage nach ihrem vorherigen Freund, sagte sie, der würde das in Ordnung finden, schließlich möchte er ja auch für immer bei seiner Mutter wohnen bleiben.
Am Freitag großes Drama um Bausteine. Unser Kind verkündete, er sei nicht mehr Lines Freund. Auf Nachfrage sagte er, dass sie ihm besagte Steinchen gestohlen hätte. Wie wir von anderer Seite wissen, kam es zwischen den beiden zu einer handfesten Schlägerei. Line ist auf den ersten Blick zwar ein süßes Mädchen mit blonden Haaren und einem Hang zu rosa, aber wehe wenn sie losgelassen. Gestählt durch das Zusammenwohnen mit zwei älteren Cousins, ist sie ein echter Wildfang. Am Dienstag haben sie sich wieder vertragen, nur küssen sie sich nicht mehr. Das, so verkündete mein Sohn, sei nämlich in Dänemark verboten. Hat sein Erzieher gesagt. Na, wenn der das sagt ...

Freitag, 4. März 2011

Das mit den Tönnchen

Also gefüllt werden die Tönnchen mit Süßigkeiten, nicht mehr mit Katzen. Vorher werden sie noch schön verziert. Im Kindergarten mit von den Kindern gestalteten Masken und Katzen. Dann werden die Tonnen aufgehängt und die Kinder dürfen solange dagegen schlagen, bis sie runterfallen, und dann werden sie aufgeschlagen und die Beute wird geteilt. Wer es schafft, wird übrigens Katzenkönig oder Katzenkönigin. Unser kleiner Feuerwehrmann hatte großen Spaß daran.

Dienstag, 22. Februar 2011

Mein erster Schultag

Mein Dänischkurs an der Studieskolen hat heute begonnen. Und ich war richtig nervös, eine neue Sprache lernen und das in einem Programm, dass regelmäßige Leistungstests vorschreibt, ist kein Pappenstiel. Noch dazu ist die Unterrichtssprache Englisch, so dass ich meine neue Zweitsprache in meiner zweiten Fremdsprache erwerbe. Am Ende der Stunde hatte ich einen Knoten in der Zunge und im Gehirn. Alles war dänisch entspannt, aber es wird in einem hohen Tempo neues Wissen vermittelt und Hausaufgaben gab es auch gleich. Aber im Gegensatz zu früher freue ich mich sogar darüber. Donnerstag gehts dann weiter.

Montag, 21. Februar 2011

Liebe Gäste, ....

... liebe zukünftige Gäste. Ich kann es gar nicht leiden, wenn man mir abweichendes Essverhalten verschweigt. Ich gebe mir gerne Mühe mit meinen Gästen und auch der Mann an meiner Seite sieht das so. Nur für Gäste haben wir eine dieser tollen Draufdrückkaffeekannen angeschafft, wir sind eigentlich Teetrinker. Wir haben im Freundeskreis diverse Allergien und Unverträglichkeiten, ein paar essen aus religiösen Gründen nicht alles. Da pack ich dann nicht nur Schweine- und Rindfleischprodukte nicht auf einen gemeinsamen Teller, die dürfen dann auch im Kühlschrank nicht in der gleichen Dose frieren.

Gar nicht gut kam, dass ein gerade angereister Freund mir im Supermarkt, gottseidank, hatte ich ihm eine tragende Rolle zugedacht, nebenbei mitteilte, er wäre jetzt Vegetarier. Nur keine Umstände! Mein Gehirn war gerade dabei den kürzesten Weg zur Fleischtheke auszurechnen und in Gedanken wurde das Kilo feinstes Rindfleisch schon zerlegt. Ich mag nicht, wenn Leute nur von den Beilagen leben, auch wenn sie behaupten, damit prima zu recht zu kommen. Ich mach mir gerne Umstände und kann ganz gut vegetarisch kochen, ich muss es nur wissen.

Achja, auch Veganer müssen bei uns nicht fürchten, zu kurz zu kommen. Bei einem Kind mit Eiallergie und einem mit Milchallergie ist das ein Heimspiel.

Sonntag, 20. Februar 2011

Aktuelle Aktenlage

In der letzten Woche wurden hier zwei bemerkenswerte Urteile gefällt:

Erstens: Der Superhorrorallesdrinladen überschreitet ganz offiziell die Grenze dessen, wie groß ein Einkaufsladen sein darf. Dafür scheint es eine Vorschrift zu geben. Mit ungefähr 13.000 m² ist Bilka, so heißt der Laden, unzulässig. Der Rechtsstreit darüber hat sich sieben Jahre hingezogen. Ich bin gespannt, was die Folgen sind. Schließt man den Laden, verliert das Einkaufszentrum eines seiner Zugpferde und ca. 5.000 Haushalte den Zugang zu einem in Laufnähe befindlichen Supermarkt. Der einzige kleine Konkurrent müsste dann wahrscheinlich Türsteher einstellen oder Terminabsprachen einführen. Wahrscheinlich ist, dass nichts passiert. Der Mann an meiner Seite schlug vor, den Laden in Bilka links und Bilka rechts zu unterteilen. Wahrscheinlich mit roter Markierung in der Mitte und dem Hinweisschild "Sie verlassen jetzt den linken Konsumsektor."

Das zweite Urteil hat mich weniger amüsiert: Nach 40 Jahren hat die Fristad Christiania ihre Autonomie endgültig eingebüßt. Bei unserem Sonntagsspaziergang durch das Viertel sah man natürlich noch keine Veränderung, aber werden die lange auf sich warten lassen? Unser Großer liebt den Spielplatz und die Pferde und wir das vegetarische Restaurant. Falls sie da mal lang kommen, nach der Pusher-Street links halten, am Badehaus vorbei und dann noch mal links. Bargeld mitnehmen. Kann man eigentlich nicht verfehlen. Ich frag mich dort dann immer, warum wir nicht alle so leben. Denke aber, ich bin da etwas sozial-romantisch veranlagt und zu wenig Herdentier, um die Gruppenbewegung einer so gearteten Gemeinschaft mitzutragen. Kopenhagen verliert aber, falls es zu Veränderungen kommt, sehr schnell einen Touristenmagneten. Das sollte man sich noch mal überlegen.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Rauf und runter

Flexibaby krabbelt auf den Sessel, wieder runter, wieder rauf, wieder runter, wieder rauf, stellt sich hin und strahlt. Wie bitte, soll ich da mal kurz aufs Klo gehen?

Dienstag, 15. Februar 2011

Was wir nicht vermissen

Unser Hauptgrund nach Dänemark auszuwandern, war die Aussicht auf mehr Zeit als Familie. In Deutschland arbeitete mein Mann - unserer großer Geldjäger - 60 Stunden die Woche. Meist war er fünf Tage die Woche irgendwo anders, aber nicht zu Hause. Menschen, die nur zwölf Stunden pro Tag arbeiten, wurden in der Branche meines Mannes, schon mal als Halbtagskräfte bezeichnet. Mit einem Kind und Halbtagsjob, klar selbstständig wegen der Flexibilität, war das alles noch zu wuppen, mit dem zweiten Kind wurde es verdammt anstrengend. Für den Großen wurde es mit zunehmendem Alter immer schwerer zu akzeptieren, dass Papa nur ein Sonntagsvater ist. Der Kleine schrie von Anfang an konsequent den Eindringling aus dem gemeinsamen Schlafzimmer. Ich bezeichnete mich schon mal als verheiratet-alleinerziehend, eine Freundin nannte es Frau mit geregeltem Einkommen. Abendliche Telefongespräche waren teilweise für beide Seiten frustrierend.
"Was machst Du heute Abend noch?"
"Ach eigentlich nichts, ich geh nur noch mit einem Kollegen essen."
"DU gehst ESSEN?"
Wenn man gerade Babykotze aufwischt und das andere Kind nur noch wimmert wegen akuter Mittelohrentzündung, will man so was nicht hören. Auch wenn ich weiß, dass Menschen gezwungen sind sich zu ernähren.
Die Wochenenden waren voll gepackt: Besorgungen, Besuche und schöne Dinge für die Kinder. Wir haben morgens, abends und nachts telefoniert. Ich weiß nicht, wie oft mein Mann in seltsame Situationen geriet, weil er auf Flughäfen oder vor der Sitzungstür "Piep, piep, piep, wir ham uns alle lieb" zitierte oder Abzählreime aus einem Kinderbuch vorlas (er kann sie auswendig und ich gab die passenden Einsätze, unser Kind hat es geliebt). Wir konnten mit der Situation umgehen, aber wir hatten eine Ahnung, dass es auch anders geht.

Ein Freund holte meinen Mann nach Kopenhagen. 37,5 Stunden Woche bei etwas mehr Gehalt, gute Bonusleistungen und jede Überstunde bezahlt. Das klang traumhaft und das ist es auch. Ich gebe zu, wir mussten erst lernen, so viel Zeit zusammen zu verbringen. Hausarbeit wurde und wird neu verteilt, Erziehung muss mehr diskutiert werden. Unser Großer spielt Papa immer noch gerne an die Wand. Wir haben da einiges nachzuholen. Das wir unser altes Leben nicht vermissen, wurde uns schlagartig klar, als wir letzten August kurz nach fünf an einem Donnerstag Federball im Park spielten. Der Erstgeborene rannte zwischen uns und der Rutsche hin und her, Flexibaby kaute auf einem unserer Bälle herum. Es war perfekt, trotz des Ärgers mit dem Häuschen; trotzdem das Leben hier verdammt teuer ist und es wohl noch ein bisschen braucht, bis ich auch einen Job finde (erst muss ich die Sprachbarriere überwinden und Flexibaby braucht einen Kinderkrippenplatz). Manchmal arbeitet mein Mann, heimlicher Workoholic, immer noch mehr. Aber wenn er dann sagt: "Das ist der Urlaub". Dann sehe ich das ein. Und so ein paar ruhige Abende haben ja auch was.
60 Stunden Wochenarbeitszeit auf regelmäßiger Basis, Überstunden sind mit dem Gehalt abgegolten, vermisst keiner von uns.

Montag, 14. Februar 2011

Was wir vermissen

Es sind vor allem Kleinigkeiten, die uns fehlen. Alltägliche Dinge, über die wir lange Zeit gar nicht nachgedacht haben. Mein Mann weigert sich seit Jahren strikt eine andere Zahncreme als Elmex zu benutzen. Ist er dazu gezwungen, grummelt er vor sich hin und zwei Morgenmuffel in einer Familie sind definitiv einer zu viel. Elmex kann man nach unserer Erkenntnis in Dänemark nicht kaufen. Es bleiben zwei Möglichkeiten: Eine neue Sorte probieren oder aus Deutschland mitbringen lassen. Wir haben uns für letztere Möglichkeit entschieden, erhält den Familienfrieden aufrecht.
Ich vermisse einen großen, gutsortierten DM. Als Mutter bekommt man in Deutschland ja quasi gleichzeitig mit der Geburt die goldene Premium-Mitgliedskarte und damit die Pflicht mindestens einmal die Woche eine Drogerie seiner Wahl aufzusuchen. Windeln, Duschbad, Putzzeug, Babynahrung und Ovomaltine-Schokolade... Ich war oft da. Einen ähnlich Laden in Kopenhagen habe ich noch nicht gefunden. Ist eigentlich nicht schlimm, aber ich vermisse die Routine.
Letztens im Zug, strahlte unser Sohn plötzlich und verkündete: "Hier riecht’s nach Brezn". Seine Augen blitzten. Er hat über ein halbes Jahr lang keine mehr gegessen, nie danach gefragt, aber der Geruch erinnerte haarklein an die kleine Bäckerei in der Prinzregentenstraße, in der ich ihm so oft morgens eine Brezel gekauft habe, eine mit Butter. Wenn wir Zeit hatten, saßen wir dann vorm Laden und bewunderten Abschleppwagen, Taxis und Müllautos. Und die Quarkbällchen von denen... Überhaupt ist Essen etwas, dass wir am meisten vermissen. Mein Mann bekommt immer fast feuchte Augen, wenn ich Schwarzwälderschinken aus dem Horrorshoppingallesdrinladen mitbringe. Die Räucherei sei bei ihm zu Hause gleich um die Ecke, betont er jedes Mal. Ich weiß ... und ich versteh's.

Samstag, 12. Februar 2011

Wem nutzt die Quotendiskussion?

In den letzten Wochen konnte man in den Zeitungen und in der Bloggerwelt jeden Tag neue Statements zur Frauenquote im Topmanagement finden. Bei nessy findet man ein sehr persönliches Statement, warum sie beim Spiel um die Macht nicht mitmachen will. Bei der Kaltmamsell findet sich ein applauswürdiger Artikel pro Quote. Ums kurz zu machen, ich hab munter mitdiskutiert und wäre für die Quote. Weil sie alte Machtstrukturen aushebeln könnte. Weil Entscheidungen von da oben viel Einfluss haben und ... aber lassen wir das...

Es gibt ein paar Metafragen, die bei dieser Diskussion übersehen werden. Gleichstellungsfragen sind nicht neu, also warum jetzt diese politische Diskussion? Und wer diskutiert da eigentlich auf politischer Ebene? Es waren ausschließlich CDU-Frauen, die die Diskussion lostraten und sich die Bälle zuwarfen. Da ist Frau von der Leyen, durchsetzungsstarke Ex-Familien jetzt Arbeitsministerin, die wohl mehr politisches Backroundwissen hat als der Rest der Regierung, das gab’s im Elternhaus in großzügigen täglichen Dosen. Da ist die immer noch profillose, betont-nicht-feministische jetzige Familienministerin. Da ist die Kanzlerin, die als sie die CDU-Spitzte übernahm, zweifach Quotenmensch war Ossi und Frau. Das Image der Partei war dank Spendenaffäre so ruiniert, dass eine Frau an der Spitze es richten sollte. Verrechnet hatten sich die Gegner von Kohls Mädchen bei der Durchsetzungskraft und den Führungswillen der amtierenden Kanzlerin.
Die Familien-Schrägstrich-Frauenministerin ist gegen die Quote, denn so sagte sie, letztes Jahr gegenüber dem Spiegel, dass würde vor allem Frauen ohne Kinder fördern. Randbemerkung: Sind nur Frauen, die die serienmäßig mitgelieferte Gebärmutter benutzen, förderungswürdig? Ihre Vorgängerin ist dafür und die Kanzlerin dagegen, mit ihr nicht. Große Wellen, großes Medieninteresse. Reaktion der anderen Parteien? Erst einmal Fehlanzeige, auf Bundesebene sprang keiner an. Wäre auch nicht klug, alle Positionen sind bereits von der CDU besetzt.

Was mich zu der nächsten Frage bringt: Wem nützt diese Diskussion? Wir sind in einem Superwahljahr, sieben Landtagswahlen und die CDU/FDP Regierung hat wenig positive Erfolge vorzuweisen und sich das ein oder andere Mal gar zu arg blamiert. Grob übern Zaun gebrochen sind 50 % der Wahlberechtigten Frauen, ein Großteil davon für Gleichberechtigung und wie die Diskussionen zeigen sehr unentschieden, ob jetzt Quote oder nicht oder doch lieber freiwillige Verpflichtung der Wirtschaft, letzteres klingt so schön kuschlig. Egal welche Position, die CDU deckt sie ab.

Schaut man sich die ganzen Diskussionen unter diesem Aspekt an, drängt sich mir als geübtem Schachspieler eine weitere Frage auf: Wovon soll mich das eigentlich ablenken? Und schaut man genau hin, ist nicht schwer zu finden wovon: Die Hartz VI Verhandlungen sind gerade gegen die Wand gefahren worden. Die Frist, die das Bundesverfassungsgericht der Regierung vor einem Jahr (!) gesetzt hatte, wird wohl nicht eingehalten werden. Zur Erinnerung: Die Sätze wurden als menschenunwürdig abgeurteilt und eine Überarbeitung gefordert. Die Zuständigkeit fällt ins Ressort der Arbeitsministerin. Regierung und Opposition stritten sich peinlichst über fünf Euro mehr im Monat, über Kinderförderung und anderes. Vorsorglich hat man schon mal das Elterngeld für Hartz IV Empfänger gestrichen. Die Familienministerin hat sonst nicht viel von sich Reden gemacht. Kindergeld, auch die letzte Erhöhung, wird mit dem Satz verrechnet, dass Plus ist lächerlich. Da ist die Diskussion über das andere Ende der Gesellschaft doch eine gute Verschleierungsstrategie, hat jeder was zu sagen, die Emotionen kochen hoch, es geht um Macht und Geld. Die Armut in Deutschland wird dabei gern übersehen.

Dienstag, 1. Februar 2011

Tönnchen gefällig?

Sie stehen im Spielzeugladen und auch im Horrorsuperallesdrinladen kleine Holzfässer mit einem Loch drin. Das zeigt an, dass der Fasching naht. Denn dann hauen die verkleideten Kinder solange auf diese Tönnchen ein, bis sie kaputtgehen. Mir erschließt sich noch nicht wirklich der Spaß dahinter, aber als Norddeutsche kann ich mit dem ganzen Faschingsding nichts anfangen. Früher hat man in die Tönnchen eine Katze gesperrt und dann draufgehauen. Muss einen üblen Soundeffekt gegeben haben, arme Viecher. Mich würde interessieren was man heute reinfüllt ... Wenn ich es erfahre, werde ich es hier weitergeben, versprochen.

Montag, 31. Januar 2011

Identitätsverlust

Als ich mein erstes Kind bekam, war mir noch nicht so bewusst, dass sich jetzt mein ganzes Leben ändert. Zugegeben es fing ja auch harmlos an. Irgendwann in diesem Prozess habe ich für einen Teil der Welt meinen Vornamen eingebüßt. Ich bin Mama. Mein Kind sagte es 4832 Mal am Tag - jeden Tag - und es schien abzufärben, für manche Menschen wurde ich die Mama von ... Erst hielt ich das für hochgradig unhöflich, dann fiel mir auf, dass ich auf Spielplätzen und in der Kinderkrippe die Mütter meistens nur nach ihren Kindern sortieren konnte, ist halt die Mama von ... Während der Große früh wusste, dass Papa auch einen Vornamen hatte, war meiner stets Mama. Ich bin ja anpassungsfähig, damit kann ich leben. Doch in letzter Zeit passiert es immer häufiger, dass mein Kind mich mor ruft, das ist die dänische Mama. Das irritiert mich zunehmend, nicht nur weil es die Assoziation zu einer sumpfigen Landschaft hervorruft, nein, es fühlt sich irgendwie nach nochmaligem Identitätsverlust an.

Samstag, 29. Januar 2011

Sonntag, 9. Januar 2011

Statistiken, Schienen und Service

Google weiß ja bekanntlich fast alles und da dieses Blog auf Googletechnik basiert, hat es ein umfangreiches Statistiktool. Ich kann also nachschauen, wo mein Blog gelesen wird und was die Leute lesen. Da macht man sich so seine Gedanken: Ich hoffe, mein Leser in der Schweiz verzeiht mir rechtschreibliche Ausrutscher und die Leserin in den Staaten hat den ersten Truthahn gut in und aus dem Ofen bekommen, während die österreichischen Katzen meiner lieben Leserin hoffentlich nicht mehr nachts ins Bett pieseln. Die Tücke ist natürlich, dass man sich nicht hundertprozentig sicher sein kann, dass gerade die gemeinten auf die Seite klicken. Dieses Tool informiert mich auch darüber, wie Leute die Seite finden. Da hat jemand eingegeben: "cost to ride copenhagen metro from airport to kongens nytor". Bin ich die Auskunft? Wieso wird bei dieser englischen Anfrage ein deutsches Blog empfohlen? Und wieso wurde das gleich zweimal eingegeben? Warum schaut der Mensch nicht einfach auf die Metro-Seite, wenn er schon weiß, dass Kopenhagen eine Metro hat? Nur für den Fall, dass Sie hier noch mal landen: Es kostet 34,5 kr., es dauert 14 Minuten und am Automaten kann entweder mit Münzen oder mit Kreditkarte plus PIN bezahlt werden.

Mittwoch, 5. Januar 2011

Rekordversuch

Ich habe heute 8,94 kr. (ca. € 1,20) mit meiner Dan-Kort bezahlt, so langsam verliere ich meine Scheu und zücke wie alle andern bei jeder Gelegenheit die Karte.

Sonntag, 2. Januar 2011

Shoppen, shoppen, shoppen ...

Ich dachte nach Weihnachten würde es im anliegenden Shoppingcenter etwas ruhiger, weit gefehlt... Die Rabattschlacht beginnt wieder und das Weihnachtsgeld und all die Gutscheine muss man dringend los werden. Im Schaufenster eines Geschäfts liegen auch schon ganz dezent ein paar teure Porzellanostereier.

Samstag, 1. Januar 2011

Einen guten Rutsch

Rutschen konnten wir in das neue Jahr im wahrsten Sinne des Wortes, in der Nacht vor Sylvester hatte es Eisregen und das auf all den Schnee. Die Dänen machen zu Sylvester Fondue, hart gesottene Nachbarn schmissen den Grill noch mal an, und schießen unglaublich viele Raketen in den Himmel. Am Neujahrsmorgen kann man gemütlich von der Couch erst live der Übertragung des Neujahrskonzerts aus Wien und danach der Vierschanzentournee verfolgen. Kam uns alles sehr bekannt vor. Wir hatten da gar keine Anpassungsschwierigkeiten. Es gab Fondue und Feuerwerk und Spiele und Sekt und Vierschanzentournee...

Wir wünschen allen einen guten Start ins neue Jahr.