Montag, 26. Dezember 2011

Die Mandel

Betriebsweihnachtsfeier mit einem üppigen julebord, einem Buffet mit Weihnachtsschinken, Braten, braunen süßglasierten Kartöffelchen, Würstchen und jeder Menge eingelegtem Fisch, und im Anschluss das Dessert: risalamande, ein süsser Reisbrei mit Mandelsplittern serviert mit Sauerkirschsoße. Die Dänen bekamen rote Wangen und glänzende Augen, und das lag nicht am Aquavit, den es zum Fisch gab, nicht am juløl (starkes Weihnachtsbier), sondern an einem Kindheitstraum. Jedes dänische Kind will die eine ganze Mandel im Dessert finden. Wer sie in seinem Schälchen entdeckt, bekommt die mandelgæve, zumeist ein Marzipanschweinchen, geschenkt. Alle begannen zu essen und in ihren Desserts zu wühlen. Mit jeder Sekunde stieg die Aufregung. Einen ließ das jedoch kalt, den neuen deutschen Kollegen, der bekam die Aufregung nicht mit, wunderte sich über das schleimige Dessert und ärgerte sich ein kleines bisschen über den schlampigen Koch, dem doch tatsächlich eine ganze Mandel in den Brei gefallen war. Der Deutsche zerbiss die Mandel, schaute sich um und wunderte sich über die Aufregung. Keine Mandel, keine Weihnachten, die Sache wurde ernster. Dem Deutschen ging ein Licht auf und es bedurfte seines ganzen Mutes, den Dänen mit hochrotem Kopf zu gestehen, was er so eben zerbissen hatte. Vermutlich brauchten alle ein bisschen mehr Alkohol, um den Schock zu verdauen.

Dem Bekannten, dem das genauso passiert ist, ist die Geschichte heute noch furchtbar peinlich.