Dienstag, 22. Februar 2011

Mein erster Schultag

Mein Dänischkurs an der Studieskolen hat heute begonnen. Und ich war richtig nervös, eine neue Sprache lernen und das in einem Programm, dass regelmäßige Leistungstests vorschreibt, ist kein Pappenstiel. Noch dazu ist die Unterrichtssprache Englisch, so dass ich meine neue Zweitsprache in meiner zweiten Fremdsprache erwerbe. Am Ende der Stunde hatte ich einen Knoten in der Zunge und im Gehirn. Alles war dänisch entspannt, aber es wird in einem hohen Tempo neues Wissen vermittelt und Hausaufgaben gab es auch gleich. Aber im Gegensatz zu früher freue ich mich sogar darüber. Donnerstag gehts dann weiter.

Montag, 21. Februar 2011

Liebe Gäste, ....

... liebe zukünftige Gäste. Ich kann es gar nicht leiden, wenn man mir abweichendes Essverhalten verschweigt. Ich gebe mir gerne Mühe mit meinen Gästen und auch der Mann an meiner Seite sieht das so. Nur für Gäste haben wir eine dieser tollen Draufdrückkaffeekannen angeschafft, wir sind eigentlich Teetrinker. Wir haben im Freundeskreis diverse Allergien und Unverträglichkeiten, ein paar essen aus religiösen Gründen nicht alles. Da pack ich dann nicht nur Schweine- und Rindfleischprodukte nicht auf einen gemeinsamen Teller, die dürfen dann auch im Kühlschrank nicht in der gleichen Dose frieren.

Gar nicht gut kam, dass ein gerade angereister Freund mir im Supermarkt, gottseidank, hatte ich ihm eine tragende Rolle zugedacht, nebenbei mitteilte, er wäre jetzt Vegetarier. Nur keine Umstände! Mein Gehirn war gerade dabei den kürzesten Weg zur Fleischtheke auszurechnen und in Gedanken wurde das Kilo feinstes Rindfleisch schon zerlegt. Ich mag nicht, wenn Leute nur von den Beilagen leben, auch wenn sie behaupten, damit prima zu recht zu kommen. Ich mach mir gerne Umstände und kann ganz gut vegetarisch kochen, ich muss es nur wissen.

Achja, auch Veganer müssen bei uns nicht fürchten, zu kurz zu kommen. Bei einem Kind mit Eiallergie und einem mit Milchallergie ist das ein Heimspiel.

Sonntag, 20. Februar 2011

Aktuelle Aktenlage

In der letzten Woche wurden hier zwei bemerkenswerte Urteile gefällt:

Erstens: Der Superhorrorallesdrinladen überschreitet ganz offiziell die Grenze dessen, wie groß ein Einkaufsladen sein darf. Dafür scheint es eine Vorschrift zu geben. Mit ungefähr 13.000 m² ist Bilka, so heißt der Laden, unzulässig. Der Rechtsstreit darüber hat sich sieben Jahre hingezogen. Ich bin gespannt, was die Folgen sind. Schließt man den Laden, verliert das Einkaufszentrum eines seiner Zugpferde und ca. 5.000 Haushalte den Zugang zu einem in Laufnähe befindlichen Supermarkt. Der einzige kleine Konkurrent müsste dann wahrscheinlich Türsteher einstellen oder Terminabsprachen einführen. Wahrscheinlich ist, dass nichts passiert. Der Mann an meiner Seite schlug vor, den Laden in Bilka links und Bilka rechts zu unterteilen. Wahrscheinlich mit roter Markierung in der Mitte und dem Hinweisschild "Sie verlassen jetzt den linken Konsumsektor."

Das zweite Urteil hat mich weniger amüsiert: Nach 40 Jahren hat die Fristad Christiania ihre Autonomie endgültig eingebüßt. Bei unserem Sonntagsspaziergang durch das Viertel sah man natürlich noch keine Veränderung, aber werden die lange auf sich warten lassen? Unser Großer liebt den Spielplatz und die Pferde und wir das vegetarische Restaurant. Falls sie da mal lang kommen, nach der Pusher-Street links halten, am Badehaus vorbei und dann noch mal links. Bargeld mitnehmen. Kann man eigentlich nicht verfehlen. Ich frag mich dort dann immer, warum wir nicht alle so leben. Denke aber, ich bin da etwas sozial-romantisch veranlagt und zu wenig Herdentier, um die Gruppenbewegung einer so gearteten Gemeinschaft mitzutragen. Kopenhagen verliert aber, falls es zu Veränderungen kommt, sehr schnell einen Touristenmagneten. Das sollte man sich noch mal überlegen.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Rauf und runter

Flexibaby krabbelt auf den Sessel, wieder runter, wieder rauf, wieder runter, wieder rauf, stellt sich hin und strahlt. Wie bitte, soll ich da mal kurz aufs Klo gehen?

Dienstag, 15. Februar 2011

Was wir nicht vermissen

Unser Hauptgrund nach Dänemark auszuwandern, war die Aussicht auf mehr Zeit als Familie. In Deutschland arbeitete mein Mann - unserer großer Geldjäger - 60 Stunden die Woche. Meist war er fünf Tage die Woche irgendwo anders, aber nicht zu Hause. Menschen, die nur zwölf Stunden pro Tag arbeiten, wurden in der Branche meines Mannes, schon mal als Halbtagskräfte bezeichnet. Mit einem Kind und Halbtagsjob, klar selbstständig wegen der Flexibilität, war das alles noch zu wuppen, mit dem zweiten Kind wurde es verdammt anstrengend. Für den Großen wurde es mit zunehmendem Alter immer schwerer zu akzeptieren, dass Papa nur ein Sonntagsvater ist. Der Kleine schrie von Anfang an konsequent den Eindringling aus dem gemeinsamen Schlafzimmer. Ich bezeichnete mich schon mal als verheiratet-alleinerziehend, eine Freundin nannte es Frau mit geregeltem Einkommen. Abendliche Telefongespräche waren teilweise für beide Seiten frustrierend.
"Was machst Du heute Abend noch?"
"Ach eigentlich nichts, ich geh nur noch mit einem Kollegen essen."
"DU gehst ESSEN?"
Wenn man gerade Babykotze aufwischt und das andere Kind nur noch wimmert wegen akuter Mittelohrentzündung, will man so was nicht hören. Auch wenn ich weiß, dass Menschen gezwungen sind sich zu ernähren.
Die Wochenenden waren voll gepackt: Besorgungen, Besuche und schöne Dinge für die Kinder. Wir haben morgens, abends und nachts telefoniert. Ich weiß nicht, wie oft mein Mann in seltsame Situationen geriet, weil er auf Flughäfen oder vor der Sitzungstür "Piep, piep, piep, wir ham uns alle lieb" zitierte oder Abzählreime aus einem Kinderbuch vorlas (er kann sie auswendig und ich gab die passenden Einsätze, unser Kind hat es geliebt). Wir konnten mit der Situation umgehen, aber wir hatten eine Ahnung, dass es auch anders geht.

Ein Freund holte meinen Mann nach Kopenhagen. 37,5 Stunden Woche bei etwas mehr Gehalt, gute Bonusleistungen und jede Überstunde bezahlt. Das klang traumhaft und das ist es auch. Ich gebe zu, wir mussten erst lernen, so viel Zeit zusammen zu verbringen. Hausarbeit wurde und wird neu verteilt, Erziehung muss mehr diskutiert werden. Unser Großer spielt Papa immer noch gerne an die Wand. Wir haben da einiges nachzuholen. Das wir unser altes Leben nicht vermissen, wurde uns schlagartig klar, als wir letzten August kurz nach fünf an einem Donnerstag Federball im Park spielten. Der Erstgeborene rannte zwischen uns und der Rutsche hin und her, Flexibaby kaute auf einem unserer Bälle herum. Es war perfekt, trotz des Ärgers mit dem Häuschen; trotzdem das Leben hier verdammt teuer ist und es wohl noch ein bisschen braucht, bis ich auch einen Job finde (erst muss ich die Sprachbarriere überwinden und Flexibaby braucht einen Kinderkrippenplatz). Manchmal arbeitet mein Mann, heimlicher Workoholic, immer noch mehr. Aber wenn er dann sagt: "Das ist der Urlaub". Dann sehe ich das ein. Und so ein paar ruhige Abende haben ja auch was.
60 Stunden Wochenarbeitszeit auf regelmäßiger Basis, Überstunden sind mit dem Gehalt abgegolten, vermisst keiner von uns.

Montag, 14. Februar 2011

Was wir vermissen

Es sind vor allem Kleinigkeiten, die uns fehlen. Alltägliche Dinge, über die wir lange Zeit gar nicht nachgedacht haben. Mein Mann weigert sich seit Jahren strikt eine andere Zahncreme als Elmex zu benutzen. Ist er dazu gezwungen, grummelt er vor sich hin und zwei Morgenmuffel in einer Familie sind definitiv einer zu viel. Elmex kann man nach unserer Erkenntnis in Dänemark nicht kaufen. Es bleiben zwei Möglichkeiten: Eine neue Sorte probieren oder aus Deutschland mitbringen lassen. Wir haben uns für letztere Möglichkeit entschieden, erhält den Familienfrieden aufrecht.
Ich vermisse einen großen, gutsortierten DM. Als Mutter bekommt man in Deutschland ja quasi gleichzeitig mit der Geburt die goldene Premium-Mitgliedskarte und damit die Pflicht mindestens einmal die Woche eine Drogerie seiner Wahl aufzusuchen. Windeln, Duschbad, Putzzeug, Babynahrung und Ovomaltine-Schokolade... Ich war oft da. Einen ähnlich Laden in Kopenhagen habe ich noch nicht gefunden. Ist eigentlich nicht schlimm, aber ich vermisse die Routine.
Letztens im Zug, strahlte unser Sohn plötzlich und verkündete: "Hier riecht’s nach Brezn". Seine Augen blitzten. Er hat über ein halbes Jahr lang keine mehr gegessen, nie danach gefragt, aber der Geruch erinnerte haarklein an die kleine Bäckerei in der Prinzregentenstraße, in der ich ihm so oft morgens eine Brezel gekauft habe, eine mit Butter. Wenn wir Zeit hatten, saßen wir dann vorm Laden und bewunderten Abschleppwagen, Taxis und Müllautos. Und die Quarkbällchen von denen... Überhaupt ist Essen etwas, dass wir am meisten vermissen. Mein Mann bekommt immer fast feuchte Augen, wenn ich Schwarzwälderschinken aus dem Horrorshoppingallesdrinladen mitbringe. Die Räucherei sei bei ihm zu Hause gleich um die Ecke, betont er jedes Mal. Ich weiß ... und ich versteh's.

Samstag, 12. Februar 2011

Wem nutzt die Quotendiskussion?

In den letzten Wochen konnte man in den Zeitungen und in der Bloggerwelt jeden Tag neue Statements zur Frauenquote im Topmanagement finden. Bei nessy findet man ein sehr persönliches Statement, warum sie beim Spiel um die Macht nicht mitmachen will. Bei der Kaltmamsell findet sich ein applauswürdiger Artikel pro Quote. Ums kurz zu machen, ich hab munter mitdiskutiert und wäre für die Quote. Weil sie alte Machtstrukturen aushebeln könnte. Weil Entscheidungen von da oben viel Einfluss haben und ... aber lassen wir das...

Es gibt ein paar Metafragen, die bei dieser Diskussion übersehen werden. Gleichstellungsfragen sind nicht neu, also warum jetzt diese politische Diskussion? Und wer diskutiert da eigentlich auf politischer Ebene? Es waren ausschließlich CDU-Frauen, die die Diskussion lostraten und sich die Bälle zuwarfen. Da ist Frau von der Leyen, durchsetzungsstarke Ex-Familien jetzt Arbeitsministerin, die wohl mehr politisches Backroundwissen hat als der Rest der Regierung, das gab’s im Elternhaus in großzügigen täglichen Dosen. Da ist die immer noch profillose, betont-nicht-feministische jetzige Familienministerin. Da ist die Kanzlerin, die als sie die CDU-Spitzte übernahm, zweifach Quotenmensch war Ossi und Frau. Das Image der Partei war dank Spendenaffäre so ruiniert, dass eine Frau an der Spitze es richten sollte. Verrechnet hatten sich die Gegner von Kohls Mädchen bei der Durchsetzungskraft und den Führungswillen der amtierenden Kanzlerin.
Die Familien-Schrägstrich-Frauenministerin ist gegen die Quote, denn so sagte sie, letztes Jahr gegenüber dem Spiegel, dass würde vor allem Frauen ohne Kinder fördern. Randbemerkung: Sind nur Frauen, die die serienmäßig mitgelieferte Gebärmutter benutzen, förderungswürdig? Ihre Vorgängerin ist dafür und die Kanzlerin dagegen, mit ihr nicht. Große Wellen, großes Medieninteresse. Reaktion der anderen Parteien? Erst einmal Fehlanzeige, auf Bundesebene sprang keiner an. Wäre auch nicht klug, alle Positionen sind bereits von der CDU besetzt.

Was mich zu der nächsten Frage bringt: Wem nützt diese Diskussion? Wir sind in einem Superwahljahr, sieben Landtagswahlen und die CDU/FDP Regierung hat wenig positive Erfolge vorzuweisen und sich das ein oder andere Mal gar zu arg blamiert. Grob übern Zaun gebrochen sind 50 % der Wahlberechtigten Frauen, ein Großteil davon für Gleichberechtigung und wie die Diskussionen zeigen sehr unentschieden, ob jetzt Quote oder nicht oder doch lieber freiwillige Verpflichtung der Wirtschaft, letzteres klingt so schön kuschlig. Egal welche Position, die CDU deckt sie ab.

Schaut man sich die ganzen Diskussionen unter diesem Aspekt an, drängt sich mir als geübtem Schachspieler eine weitere Frage auf: Wovon soll mich das eigentlich ablenken? Und schaut man genau hin, ist nicht schwer zu finden wovon: Die Hartz VI Verhandlungen sind gerade gegen die Wand gefahren worden. Die Frist, die das Bundesverfassungsgericht der Regierung vor einem Jahr (!) gesetzt hatte, wird wohl nicht eingehalten werden. Zur Erinnerung: Die Sätze wurden als menschenunwürdig abgeurteilt und eine Überarbeitung gefordert. Die Zuständigkeit fällt ins Ressort der Arbeitsministerin. Regierung und Opposition stritten sich peinlichst über fünf Euro mehr im Monat, über Kinderförderung und anderes. Vorsorglich hat man schon mal das Elterngeld für Hartz IV Empfänger gestrichen. Die Familienministerin hat sonst nicht viel von sich Reden gemacht. Kindergeld, auch die letzte Erhöhung, wird mit dem Satz verrechnet, dass Plus ist lächerlich. Da ist die Diskussion über das andere Ende der Gesellschaft doch eine gute Verschleierungsstrategie, hat jeder was zu sagen, die Emotionen kochen hoch, es geht um Macht und Geld. Die Armut in Deutschland wird dabei gern übersehen.

Dienstag, 1. Februar 2011

Tönnchen gefällig?

Sie stehen im Spielzeugladen und auch im Horrorsuperallesdrinladen kleine Holzfässer mit einem Loch drin. Das zeigt an, dass der Fasching naht. Denn dann hauen die verkleideten Kinder solange auf diese Tönnchen ein, bis sie kaputtgehen. Mir erschließt sich noch nicht wirklich der Spaß dahinter, aber als Norddeutsche kann ich mit dem ganzen Faschingsding nichts anfangen. Früher hat man in die Tönnchen eine Katze gesperrt und dann draufgehauen. Muss einen üblen Soundeffekt gegeben haben, arme Viecher. Mich würde interessieren was man heute reinfüllt ... Wenn ich es erfahre, werde ich es hier weitergeben, versprochen.