In Deutschland wird im Moment heftig über den Rechtsanspruch auf einen
Kindergarten- bzw. Krippenplatz diskutiert und auch darüber wie eine
vernünftige Betreuung aussehen sollte. Offene Gruppen ja oder nein,
Gruppengrößen, Angebote, Erzieherausbildung ect. Es ist ein weites Feld.
In Dänemark geht man Kinderbetreuung sehr praktisch an. Da zumeist beide
Eltern arbeiten, die Lebenshaltungskosten sind deutlich höher als in
Deutschland, ist es üblich das Kinder ab ca. einem Jahr außer Haus betreut
werden. Entweder starten sie in einer vuggestue (Kinderkrippe) oder
werden in dagpleje (Tagespflege) betreut. Kopenhagen hat zu wenig
Krippenplätze und deshalb bietet die Kommune Eltern an, gegen ein
Betreuungsgeld von ca. 1000 € die Kinder bis zum Kindergarteneintritt zu
Hause zu betreuen. Für zwei meiner dänischen Freundinnen war das jedoch keine
Alternative und sie meldeten sich lieber wieder arbeitssuchend und ihre Kinder
in der Krippe an, nachdem ihre Elternzeit vorbei war.
In den Krippen werden 12 Kinder von drei Betreuern versorgt. Mit 2 Jahren
und 10 Monaten erfolgt der Übertritt in die Kindergartengruppen, wo 22 Kinder
von drei Erwachsen betreut werden. Wobei nicht alle Betreuer ausgebildete
Erzieher sind, sondern die Gruppen oft von Erziehern und angelernten Mithelfern
betreut werden. Für Krankheitsausfall und Urlaube gibt es vikars, die als
Springer abgerufen werden können. Es gibt viele integrierte Einrichtungen, in
denen es sowohl Kinderkrippen- als auch Kindergartengruppen gibt, oder eine
Mischform so genannte Familiengruppen. Im Idealfall ist auch ein fritidshjem
(Nachmittagsbetreuung für Schulkinder) angeschlossen. Die Kinder können
dann vom 1. Lebensjahr bis ca. 10 Jahre in die gleiche Einrichtung gehen.
Die Ausstattung der Einrichtungen ist sehr unterschiedlich. Es gibt tolle
neue Einrichtungen und stiefmütterlich ausgestattete ältere. Unsere gehört in
die letztere Kategorie, man sieht aber, dass es beständig Erneuerungen
gibt.
Die Kinder werden in unserer Einrichtung ökologisch und fast ausschließlich
vegetarisch bekocht. Die Kommune Kopenhagen hat in einem Pilotprojekt
ökologische Kost für alle Kindereinrichtungen vorgeschrieben.
Wer einen Platz sucht, wendet sich an die Platzvergabestelle. Die hilft
suchen unter Berücksichtigung der Wünsche der Eltern. Auf die Schnelle kann man
einen Garantieplatz bekommen, d.h. innerhalb von vier Wochen bekommt das Kind
einen Platz, nicht in der gewünschten Kita, aber in einer Einrichtung der
Kommune. Wenn der Traumplatz dann frei wird, wird gewechselt, damit haben die
meisten Eltern und Kinder hier kein Problem. Wichtiger als der richtige
Kindergarten ist den meisten, dass die Kinder mit anderen Kindern ihres Alters
zusammen sind.
Die meisten dänischen Einrichtungen setzen auf freies Spielen und die
Selbstbestimmung der Kinder, wobei die Schwerpunkte unterschiedlich liegen:
mehr sportlich, mehr draußen aktiv, mehr sprachlich, musikalisch oder aber auch
Waldkindergärten etc. Raus gegangen wird bei jedem Wetter und die Krippenkinder
schlafen ganzjährig draußen. Dafür gibt es extra Kinderwagen, in denen die
Kinder gut eingemummelt vor die Tür gestellt werden. Irgendwie muss man sich ja
an die bescheidenen Wetterverhältnisse gewöhnen.
Kinderbetreuung ist in Dänemark nicht günstig, aber immer zu haben. Die
Kommunen sparen auch hier an den Kosten und die Eltern klagen darüber, aus deutscher Sicht jedoch auf hohem Niveau. In
Kopenhagen werden gerade alle kleinen Einrichtungen zusammengelegt, was Kosten für
Leitung, Küchenpersonal und Hausmeister spart. Da oft viele kleine
Einrichtungen nebeneinander gebaut wurden, ist es jedoch nur eine
Umstrukturierung, die keine räumlichen Veränderungen erfordert.
Copenhagen one way
Viermal Kopenhagen one way ...
Freitag, 12. Juli 2013
Donnerstag, 11. Juli 2013
Erbsenzählen
Auf unserem Balkon wachsen dieses Jahr Erbsen. Im April kaufte ich eine Packung nicht ganz so leckerer Zuckererbsen aus Italien. Die Erbsen waren schon gut ausgewachsen und schmeckten eher mehlig als zuckersüß. In einer Schote fand ich zwei angekeimte. Ich steckte sie in unseren großen Balkonkasten, in dem in den letzten Jahren schon Möhren, Radieschen und Rucola gewachsen sind. Beide Pflänzchen begannen um die Wette zu wachsen. Wir haben ihnen aus gesammelten Stöcken und Wollfäden ein Rankgerüst gebaut, und aus zwei sind mittlerweile zwei handvoll praller Schoten geworden.
Freitag, 28. Juni 2013
Donnerstag, 6. Juni 2013
Sommersuchanfrage - Serviceteil
Jeden Sommer taucht das "Hafenfest in Kopenhagen" in meinen Suchanfragen auf. Deshalb hier der Termin: Der Kulturhavn findet dieses Jahr vom 2. bis zum 4. August statt. Programm und alle weiteren Informationen findet man hier (englische Webseite).
Mittwoch, 29. Mai 2013
Ein Kind erzählt einen Witz
- Mama, welche Kuh gibt keine Milch?
- Öhh?
- Der Bagger, Mama.
Das Kind lacht und ich gucke blöd in die Gegend. Das Kind will mir helfen:
- Mama, da kommt höchstens Benzin raus beim Bagger.
Ja so viel ist sicher, verstanden habe ich es erst, als ich den Bagger ins Dänische und zurück übersetzt habe:
Bagger = gravko = Grabkuh
Zweisprachiger Humor ist so eine Sache für sich.
- Öhh?
- Der Bagger, Mama.
Das Kind lacht und ich gucke blöd in die Gegend. Das Kind will mir helfen:
- Mama, da kommt höchstens Benzin raus beim Bagger.
Ja so viel ist sicher, verstanden habe ich es erst, als ich den Bagger ins Dänische und zurück übersetzt habe:
Bagger = gravko = Grabkuh
Zweisprachiger Humor ist so eine Sache für sich.
Donnerstag, 25. April 2013
Breaking News
Nach fast vier Wochen, dann also doch: Die dänische Regierung mischt sich in den Konflikt zwischen Lehrer und Kommunen ein und wird im Eilverfahren ein neues Gesetz verabschieden, um die Schulen im Land wieder zu öffnen. Der Wunsch der Kommunen nach mehr Unterrichtsstunden pro Lehrer wird wohl am Wochenende gesetzlich festgeschrieben. Und nächste Woche ist dann endlich wieder alles beim Alten.
Die Verlierer sind die Lehrer, sie sind im April nicht bezahlt worden, müssen sehen wie sie den Stoff nachholen und sind einfach übergangen worden.
Die Verlierer sind die Lehrer, sie sind im April nicht bezahlt worden, müssen sehen wie sie den Stoff nachholen und sind einfach übergangen worden.
Donnerstag, 18. April 2013
Lockout die dritte
Die Schulen in Dänemark sind immer noch geschlossen, die meisten Lehrer
dürfen ihren Arbeitsplatz nicht betreten. Die Kommunen als Arbeitgeber
wollen mit den Lehrern nicht verhandeln, die haben immer noch genug Geld in den
Streikkassen, und so bewegt sich erst mal nichts. Die Regierung könnte
eingreifen, will sie aber nicht. Man beruft sich darauf, dass das dänische
System, Lockout vs. Streik, doch auch sonst funktioniert und wartet ab. Also
warten wir alle mit.
Einige wenige Lehrer dürfen die Stellung halten, sie sind entweder nicht in der Gewerkschaft oder sind älter und haben noch den Beamtenstatus. Sie dürfen aber nur die Klassen unterrichten, die sie auch sonst unterrichten. Manche Kinder gehen also fast normal zur Schule, die meisten jedoch gar nicht. Zum normalen Stadtbild gehören jetzt Mamas und Papas, naja meistens erstere, die kleine Grüppchen gleichaltriger Kinder vor sich hertreiben, genauso wie Großeltern, die mit den Enkeln die Museen und Parks heimsuchen. Früh sieht man in den Autos und Bussen jede Menge Kinder brav neben Mama oder Papa sitzen, es geht gemeinsam zur Arbeit. Die Teenager pilgern durch die Einkaufszentren, sonnen sich und haben Zeit, sich drei Tage im Voraus fürs Justin Bieber Konzert anzustellen. Nichts eilt mehr.
Die vierte Woche wird ziemlich sicher kommen. Man kommt sich näher und tauscht die Kinder. Ich deins am Dienstag, du meins am Mittwoch und Freitag alle zur Freundin in Strandnähe. Alles verläuft entspannt und dänisch unaufgeregt. Die Lehrer protestieren jeden Tag mit teilweise wirklich sehenswerten Aktionen und haben noch die Sympathie der meisten Dänen.
Und irgendwo sitzen ein paar Meister der Zahlen und freuen sich insgeheim. Nicht nur sparen sie die Lehrergehälter, sondern auch die Heizkosten, Ausgaben für Materialien, Wasser und Strom. Das Reinigungspersonal wurde teilweise mal gleich entlassen. Die Schulmilch wird pulverisiert nach China verkauft, geliefert werden kann sie ja nicht, obwohl sie von den Eltern im Voraus bezahlt wurde. Es wurde versprochen, das gesparte Geld nächstes Jahr in Mehrstunden zu investieren und vielleicht, so munkeln manche, gibt es einen Zuschlag beim Kindergeld wegen der anfallenden privaten Betreuungskosten.
Einige wenige Lehrer dürfen die Stellung halten, sie sind entweder nicht in der Gewerkschaft oder sind älter und haben noch den Beamtenstatus. Sie dürfen aber nur die Klassen unterrichten, die sie auch sonst unterrichten. Manche Kinder gehen also fast normal zur Schule, die meisten jedoch gar nicht. Zum normalen Stadtbild gehören jetzt Mamas und Papas, naja meistens erstere, die kleine Grüppchen gleichaltriger Kinder vor sich hertreiben, genauso wie Großeltern, die mit den Enkeln die Museen und Parks heimsuchen. Früh sieht man in den Autos und Bussen jede Menge Kinder brav neben Mama oder Papa sitzen, es geht gemeinsam zur Arbeit. Die Teenager pilgern durch die Einkaufszentren, sonnen sich und haben Zeit, sich drei Tage im Voraus fürs Justin Bieber Konzert anzustellen. Nichts eilt mehr.
Die vierte Woche wird ziemlich sicher kommen. Man kommt sich näher und tauscht die Kinder. Ich deins am Dienstag, du meins am Mittwoch und Freitag alle zur Freundin in Strandnähe. Alles verläuft entspannt und dänisch unaufgeregt. Die Lehrer protestieren jeden Tag mit teilweise wirklich sehenswerten Aktionen und haben noch die Sympathie der meisten Dänen.
Und irgendwo sitzen ein paar Meister der Zahlen und freuen sich insgeheim. Nicht nur sparen sie die Lehrergehälter, sondern auch die Heizkosten, Ausgaben für Materialien, Wasser und Strom. Das Reinigungspersonal wurde teilweise mal gleich entlassen. Die Schulmilch wird pulverisiert nach China verkauft, geliefert werden kann sie ja nicht, obwohl sie von den Eltern im Voraus bezahlt wurde. Es wurde versprochen, das gesparte Geld nächstes Jahr in Mehrstunden zu investieren und vielleicht, so munkeln manche, gibt es einen Zuschlag beim Kindergeld wegen der anfallenden privaten Betreuungskosten.
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