Donnerstag, 18. April 2013

Lockout die dritte

Die Schulen in Dänemark sind immer noch geschlossen, die meisten Lehrer dürfen ihren Arbeitsplatz nicht betreten. Die Kommunen als Arbeitgeber  wollen mit den Lehrern nicht verhandeln, die haben immer noch genug Geld in den Streikkassen, und so bewegt sich erst mal nichts. Die Regierung könnte eingreifen, will sie aber nicht. Man beruft sich darauf, dass das dänische System, Lockout vs. Streik, doch auch sonst funktioniert und wartet ab. Also warten wir alle mit.

Einige wenige Lehrer dürfen die Stellung halten, sie sind entweder nicht in der Gewerkschaft oder sind älter und haben noch den Beamtenstatus. Sie dürfen aber nur die Klassen unterrichten, die sie auch sonst unterrichten. Manche Kinder gehen also fast normal zur Schule, die meisten jedoch gar nicht. Zum normalen Stadtbild gehören jetzt Mamas und Papas, naja meistens erstere, die kleine Grüppchen gleichaltriger Kinder vor sich hertreiben, genauso wie Großeltern, die mit den Enkeln die Museen und Parks heimsuchen. Früh sieht man in den Autos und Bussen jede Menge Kinder brav neben Mama oder Papa sitzen, es geht gemeinsam zur Arbeit. Die Teenager pilgern durch die Einkaufszentren, sonnen sich und haben Zeit, sich drei Tage im Voraus fürs Justin Bieber Konzert anzustellen. Nichts eilt mehr.

Die vierte Woche wird ziemlich sicher kommen. Man kommt sich näher und tauscht die Kinder. Ich deins am Dienstag, du meins am Mittwoch und Freitag alle zur Freundin in Strandnähe. Alles verläuft entspannt und dänisch unaufgeregt. Die Lehrer protestieren jeden Tag mit teilweise wirklich sehenswerten Aktionen und haben noch die Sympathie der meisten Dänen.

Und irgendwo sitzen ein paar Meister der Zahlen und freuen sich insgeheim. Nicht nur sparen sie die Lehrergehälter, sondern auch die Heizkosten, Ausgaben für Materialien, Wasser und Strom. Das Reinigungspersonal wurde teilweise mal gleich entlassen. Die Schulmilch wird pulverisiert nach China verkauft, geliefert werden kann sie ja nicht, obwohl sie von den Eltern im Voraus bezahlt wurde. Es wurde versprochen, das gesparte Geld nächstes Jahr in Mehrstunden zu investieren und vielleicht, so munkeln manche, gibt es einen Zuschlag beim Kindergeld wegen der anfallenden privaten Betreuungskosten.

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